Erfolgreicher Erstflug, auch wenn nicht alles nach Plan verlief: Mit der Ariane 6 kehrt Europa ins All zurück – auch dank Schweizer Technologie.
Schweizer Technologie
Schweizer Technologie an der Spitze der neuen Ariane-Rakete: Die Nutzlastverkleidung schützt die Satelliten während des Flugs durch die Atmosphäre. - ESA - M. Pédoussaut

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Entwicklung kostete rund vier Milliarden Euro.
  • Schweizer Firmen liefern wichtige Baugruppen.
  • Die neue Rakete ist billiger und flexibler als ihre Vorgängerin.
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Europa atmet auf: Der erste Flug der neuen europäischen Trägerrakete Ariane 6 ist geglückt. Am Dienstag letzter Woche hob die Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana ab. Der erste Start hatte sich immer wieder verzögert.

Eigentlich hätte die Ariane 6 schon vor vier Jahren fliegen sollen. Seit dem letzten Flug der Vorgängerin Ariane 5 vor einem Jahr konnten die Europäer keine grossen Satelliten mehr selbst in All bringen.

Dass Europa wieder einen eigenen Zugang zum Weltall hat, ist nicht zuletzt Schweizer Technologie zu verdanken. Wichtige Bauteile für die Ariane 6 stammen aus der Schweiz. Zum Beispiel die Spitze der Rakete, die sogenannte Nutzlastverkleidung.

Sie kommt vom Schweizer Unternehmen Beyond-Gravity (früher RUAG). Die Spitze aus Kohlefaser schützt die Satelliten bei ihrem Flug durch die Atmosphäre und gibt der Rakete ihre aerodynamische Form.

An der Ariane 6 sind je nach Mission zwei oder vier Zusatzraketen angebracht, die für die ersten zwei Flugminuten maximalen Schub liefern. Auch in diesen sogenannten Boostern steckt Schweizer Technologie: Die Firma Apco Technologies aus Aigle hat Teile für die Befestigung sowie die Kappen der Zusatzraketen geliefert. Franke lieferte die Düsenverlängerung, mit welcher der Strahl des Triebwerks fokussiert wird.

Europas Weltraumraketen fliegen schon immer mit Schweizer Technologie. Bereits beim allersten Start einer Ariane vor fast 45 Jahren, kam die Raketenspitze aus der Schweiz.

Und auch in Amerika ist die Schweizer Technologie gefragt: Die Atlas-Rakete und das neue Space Launch System SLS sind ebenfalls mit Nutzlastverkleidungen von Beyond Gravity ausgerüstet.

Billiger und flexibler

Die 56 Meter hohe und 540 Tonnen schwere Ariane 6 kann Satelliten mit einem Gesamtgewicht von bis zu 11,5 Tonnen in die geostationäre Umlaufbahn 36'000 km über der Erde bringen. Das konnte die Ariane 5 auch.

Der Vorteil der neuen Rakete: Sie ist billiger und flexibler. Die obere Raketenstufe kann mehrfach gezündet werden, so dass die Ariane 6 mehrere Satelliten in verschiedenen Umlaufbahnen absetzen kann. Genau das klappte aber beim ersten Flug nicht. Deshalb konnte die Rakete zwei experimentelle Kapseln nicht aussetzen, und die zwei Tonnen schwere Oberstufe kreist jetzt als Weltraumschrott um die Erde.

Eigentlich hätte sie zur Erde zurückfliegen und beim Wiedereintritt in die Atmosphäre verglühen sollen.

Die Entwicklung der neuen Rakete hat rund vier Milliarden Euro gekostet. Bezahlt wird das mit Steuergeldern aus den Ländern, die an der Europäischen Weltraumagentur ESA beteiligt sind. Dazu gehört auch die Schweiz, die fast 100 Millionen Euro bezahlt hat.

Ohne diesen Beitrag könnten auch die Schweizer Firmen sich nicht an dem Raketenprojekt beteiligen.

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