Moderne Autos sammeln Fahrer-Daten – und verkaufen sie
Autos sind zu rollenden Datenzentren geworden. Die gesammelten Daten dienen oft nicht der Sicherheit. Autohersteller verkaufen sie teuer weiter.
Das Wichtigste in Kürze
- Moderne Autos sammeln immer mehr Daten.
- Kunden müssen der Datennutzung zustimmen.
- Experten kritisieren: Viele der gesammelten Daten dienen nicht der Sicherheit.
Dein Auto kennt dich bald besser als dein Smartphone!
Die moderne Technologie hat Autos in rollende Datenzentren verwandelt. Diese Fahrzeuge sammeln eine Fülle von Informationen über ihre Lenkerinnen und Lenker und deren Gewohnheiten. Darüber berichtet der «Beobachter».
Von der Innentemperatur bis hin zur Musiklautstärke über die Geschwindigkeit, der Motoren-Drehzahl oder das Bremsverhalten registrieren die Autos alles.
Doch diese Daten dienen nicht nur der Sicherheit oder dem Komfort – sie sind auch eine Goldgrube für Autohersteller.
Die Informationen werden nämlich an die Server des Herstellers gesendet und oft weiterverkauft. Dort werden sie analysiert und verarbeitet.
Experten schätzen: Die Autobranche verdient mit diesen Daten rund 800 Milliarden US-Dollar (708 Milliarden Franken)!
Autos beim Datenschutz schlimmste Produktkategorie
Die Datenschutzpraktiken dieser Autos sind umstritten.
Die Internet-Non-Profit-Organisation Mozilla Foundation bezeichnete Autos in einer Studie von 2023 als die schlimmste Produktkategorie in Bezug auf den Datenschutz.
«Jede einzelne Automarke, die wir unter die Lupe genommen haben, sammelt mehr persönliche Daten als nötig. Und nutzt sie aus anderen Gründen als für den reinen Betrieb Ihres Fahrzeugs», so die Mozilla Foundation.
Die Untersuchung der Stiftung umfasste auch viele beliebte Marken in der Schweiz wie Kia, BMW, Audi und Mercedes-Benz. Auf Nachfrage des «Beobachter» betonten alle Hersteller den hohen Stellenwert des Datenschutzes.
Mercedes-Benz erklärte: «Der Kunde entscheidet selbst, welche Dienste er nutzen und welche Daten er weitergeben möchte.»
Man könne die Daten nicht einer Person zuordnen. VW betonte ebenfalls das Einverständnis des Kunden bei der Datenerhebung.
Transparenz muss gewährleistet sein
Hersteller und Importeure müssen Kunden über die im Fahrzeug stattfindende Datenbearbeitung informieren.
Das geschieht meist über die Allgemeinen Geschäftsbedingungen und die Datenschutzerklärung, wie der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte gegenüber der Zeitschrift erklärt.
Daten, die für Betrieb und Wartung erforderlich sind, dürfen gesammelt werden. Für weitergehende Verwendungen oder sensible Daten sei eine ausdrückliche Zustimmung erforderlich.
Diesen Grundsatz sieht Digital-Anwalt Martin Steiger nicht befolgt. «Die Transparenz, die eigentlich gewährleistet sein sollte, sehe ich nicht.»
Dazu komme: Wenn man sich gegen die Datenbearbeitung ausspricht, dann könne man viele wichtige und nützliche Funktionen des Autos nicht mehr nutzen.