CS entschuldigt sich bei Thiam für Rohner-Geburtstagsparty
Ex-Chef Tidjane Thiam erhob Vorwürfe gegen die Credit Suisse. Die Bank entschuldigt sich jetzt für unangebrachte Aufführungen an Urs Rohners 60. Geburtstag.
Das Wichtigste in Kürze
- Tidjane Thiam musste nach einem Skandal im Herbst 2019 die Credit Suisse verlassen.
- Die «New York Times» schreibt, dass auch seine Hautfarbe Schuld daran sein könnte.
- Nun entschuldigt sich die Bank für unangebrachte Showeinlagen an Urs Rohners Geburtstag.
Im Skandal um die Credit Suisse sind neue Gerüchte aufgetaucht: Angeblich musste der frühere Chef Credit Suisse-Chef Tidjane Thiam wegen seiner Hautfarbe den Posten räumen. Das zumindest behauptet ein Artikel der «New York Times».
«Andere Bankchefs haben weit grössere Skandale überstanden», schreibt das Blatt. «Es ist eine offene Frage, ob ein CEO mit einem anderen Hintergrund den Skandal überlebt hätte.»
CS entschuldigt sich für Rohner-Geburtstagsparty
Während die Credit Suisse sich nicht zu den Vorwürfen allgemein äusserte, entschuldigt sie sich jetzt im britischen «Guardian» für einen Vorfall am 60. Geburtstag von Verwaltungsratspräsident Urs Rohner.
An dessen Party in einem Zürcher Restaurant gab es zur Unterhaltung der Gäste Showeinlagen von Performern sowie von Rohners Freunden. Unter anderem fegte ein schwarzer Schauspieler in Hausabwartskostüm singend die Bühne. Thiam soll das als verletzend und rassistisch empfunden haben, worauf er den Raum verliess.
Als er später zurückkam, traten auch noch Freunde Rohners mit Afro-Perücken auf dem Kopf auf. Die Credit Suisse betont zwar, weder bei der Planung noch der Organisation der Feier mitgewirkt zu haben, entschuldigt sich aber «für alles, was zur Verärgerung geführt hat». Zwar sei das eine «total falsche Darstellung des Abends», aber es sei «überhaupt nie die Absicht gewesen, irgendwie Anstoss zu erregen», wird die Bank zitiert.
Tidjane Thiam war beliebtes Opfer von Rassismus
Thiam stand fünf Jahre lang an der Spitze der Credit Suisse. In dieser Zeit erlebte der heute 58-Jährige immer wieder rassistische und abwertende Erfahrungen, wie die Zeitung berichtet.
An der Generalversammlung vor vier Jahren etwa habe ein Aktionär zu Thiam gesagt, die Bank heisse «Suisse – Credit Suisse». Daraufhin wollte er wissen, ob der frühere CS-Chef wegen seiner Herkunft keine Probleme habe.
Damit nicht genug: Auch im Privatleben kämpfte Thiam mit seiner Hautfarbe. Ob an der Grenze oder in der Bahnhofstrasse – er sei immer wieder von Passanten angesprochen worden.
«Ob es Rassismus, Fremdenfeindlichkeit oder eine andere Form von Intoleranz ist, Thiam wurde in der Schweiz immer als jemand angesehen, der nicht hierher gehört», schreibt die «New York Times».
Thiams Schwester will Ehrlichkeit
Das sieht auch Thiams Schwester Yamousso so. Gegenüber der Zeitung sagt sie, es würde sie interessieren, ob die Schweizer «jetzt endlich die Ehrlichkeit haben, zuzugeben, dass ein Schwarzer an der Spitze einer ihrer prestigeträchtigsten Institutionen unerträglich war».
Thiam trat im Februar dieses Jahres als CEO der Credit Suisse zurück. Grund dafür war der Skandal um seinen Kollegen Iqbal Khan, der von der Grossbank beschattet wurde. Angeblich auf Anordnung von Tidjane Thiam höchstpersönlich.