Nach Black Friday: Umweltschützer will Steuer auf Einwegverpackungen
Der Black Friday sprengte erneut Rekorde. Aber nicht nur die Umsätze schossen in die Höhe, sondern auch die Abfallberge. Umweltschützer fordern ein Umdenken.
Das Wichtigste in Kürze
- Die am Black Friday bestellten Waren verursachen Berge von Verpackungsmüll.
- Das stösst Umweltschützern sauer auf. Sie fordern Mehrwegverpackungen.
- Einwegverpackungen sollen dagegen mit einer Steuer belegt werden.
Der Black Friday 2019 ist vorbei. Die online bestellten Waren machen sich auf den Weg zu den Kunden. Übrig bleiben tonnenweise Abfall: Verpackungsmaterial, das die Schnäppchen beim Transport schützen sollte und nun im Müll landet.
Die Umweltorganisation Greenpeace macht auf die negativen Folgen aufmerksam. Der Black Friday sei vor allem für die Umwelt ein schwarzer Tag. «Der steigende Karton-Verbrauch durch den wachsenden Online-Handel stellt eine Bedrohung für die Wälder unserer Welt dar», warnt Philipp Roher. «Das sind schlechte News für die Biodiversität und in Zeiten des Klimawandels.»
Verpackungen mehrfach verwenden
Der Zero Waste Experte bei Greenpeace fordert deshalb: «Online-Händler müssen dringend wiederverwendbare Verpackungen einführen, welche von den Kunden gefaltet und einfach wieder per Post zurückgeschickt werden können.» Rohrer nennt das System «RePack» als gelungenes Beispiel für Mehrwegverpackungen. Die finnische Idee ist in der Schweiz jedoch noch nicht angekommen.
Aber auch der Kunde sei verantwortlich und sich vor jedem Kauf – online oder im Geschäft – fragen, ob er dieses Produkt überhaupt brauche oder ob es allenfalls Occasionen gebe. «Kunden sollen sich nicht durch Schnäppchen-Aktionen wie Black Friday zu unnötigen Käufen verleiten lassen», so Rohrer.
«Sie sollen auch überlegen, ob sie einen Artikel wirklich online kaufen und sich liefern lassen wollen, oder ob sie nicht besser in einem Laden einkaufen und damit auf den Lieferdienst und die zusätzliche Verpackung verzichten.»
Black Friday trotz «Konsum-Shaming» und «Konsum-Eckel»
Muss es eine Online-Bestellung sein, können Kunden bei Online-Shops nachfragen, ob sie wiederverwendbare Verpackungen anbieten, regt der Greenpeace-Experte an. «Denn sobald es eine Nachfrage gibt, werden die Shops die entsprechenden Optionen auch anbieten.»
Durch die gesteigerte Sensibilität im «Klimajahr» kommen derzeit neue Begriffe auf: «Konsum-Shaming» oder «Konsum-Eckel», also die Kritik am übermässigen Konsumieren. Rohrer findet es wichtig, sich über die Konsequenzen des Konsums bewusst zu werden.
«Der hohe Konsum sichert uns nicht nur den 3. Platz in der europaweiten Abfall-Rangliste, er stellt überhaupt eine grosse Belastung für die Umwelt dar. Produktion, Transport und Entsorgung all der Artikel, die wir kaufen und häufig nach kurzem Gebrauch wieder wegschmeissen, verursachen viel CO2 und belasten damit das Klima.» Langlebige Artikel würden dagegen die Umwelt schonen.
Der Abfall-Experte begrüsst freiwillige Entwicklungen. Das reiche aber nicht, wie sich an den steigenden Passagierzahlen im Flugverkehr zeigen würde. «Es braucht deshalb dringend einen Wandel weg von der Wegwerfkultur hin zu einer Zukunft, die auf Mehrweg und Wiederverwenden setzt.»
Steuer für Einwegverpackungen
Mehrweg sollte zum Beispiel bei Verpackungen, online wie offline, zum Standard werden. Einwegverpackungen sollten hingegen die Ausnahme werden – und kostenpflichtig. «Ich wünsche mir, dass einer der grossen Schweizer Online-Shops diesbezüglich eine Pionierrolle übernimmt und den Rest mitzieht.»
Freiwilligkeit werde erfahrungsgemäss kaum reichen, so Rohrer. «Deshalb wird es auch gesetzliche Massnahmen brauchen. Zum Beispiel eine Steuer auf Einwegverpackungen oder eine Innovationsförderung für Mehrweg-Verpackungen.»