Nach Zara-Shitstorm: Expertin spricht von sozialem Dilemma

Stéphanie Hofer
Stéphanie Hofer

Zürich,

Die Organisation Public Eye stellt den Mode-Riesen Zara an den Pranger. Der Mutterkonzern beute die Hersteller der Kleidung aus.

Zara
Public Eye erhebt schwere Vorwürfe gegen Zara. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ausbeutungsvorwürfe gegen Zara werden laut. Hersteller würden zu tiefe Löhne bezahlt.
  • Die Hersteller der Kleidung würden mit Hungerlöhnen abgespeist.
  • Eine Wirtschaftspsychologin sagt: Wir handeln doch noch vor allem auf uns bezogen.

Die Organisation Public Eye stellt den Modekonzern Zara an den Pranger. Der Vorwurf: Der Mutterkonzern Intidex würde die Hersteller der Kleidung ausbeuten und sie mit Hungerlöhnen abspeisen. Laut Public Eye verdiene der Modegigant an jedem Kleidungsstück doppelt so viel wie alle in die Herstellung involvierten Personen zusammen.

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Die Expertin rät: Lieber weniger, dafür nachhaltiger einkaufen. - Pixabay

Damit ist Zara eine weitere Bekleidungsmarke, die wegen ihrer Herstellungsbedingungen in Verruf gerät. Doch können wir überhaupt noch irgendwo unbedenklich einkaufen? «Prinzipiell gilt: Wer fair einkaufen will, kann sich auf gewisse Labels achten oder auch bestimmte Marken in Betracht ziehen», sagt Wirtschaftspsychologin Dorothea Schaffner.

«Man muss sich dabei auf die Bezeichnungen verlassen, denn als Konsument hat man nicht die Möglichkeit, zu überprüfen, wie nachhaltig ein Kleidungsstück ist.»

Weniger ist mehr

Was man beeinflussen könne, sei aber die Menge an Kleidern, die man kaufe. «Logischerweise kann sogenannte Fast Fashion in Stores, die alle paar Wochen die Kollektion wechseln, nicht wirklich nachhaltig sein.» Da müsse im Wirtschaftssystem irgendwo gespart werden. «Und deshalb verlieren meistens diejenigen, die ganz am Ende der Produktionskette stehen.»

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Eine Mitarbeiterin kassiert in einem Kleidergeschäft ein. - Keystone

Aber: Trotzdem kaufen wir weiter günstig – und vor allem viel ein. Sind uns also die Herstellungsbedingungen doch irgendwo egal?

Nein, sagt Schaffner. Aber: «Als Konsument befindet man sich in einem sozialen Dilemma. Wenn nur ich mich einschränke und wenig, aber teurer einkaufe, habe ich persönlich nicht wirklich viel davon.» Und: Man sei sich selbst immer noch am nächsten.

«Heisst also, man achtet am meisten auf den eigenen Profit.» Um wirklich nachhaltig zu handeln und einzukaufen, müsste man also zuerst seinen eigenen Nutzen zurückstellen.

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