H&M hat schlechte Arbeitsbedingungen in Fabriken
Der Kleiderhersteller H&M zahlt Hungerlöhne in den Fabriken. Zu diesem Resultat kommt eine Recherche von Nichtregierungsorganisationen.

Das Wichtigste in Kürze
- Laut Nichtregierungsorganisationen herrschen in H&M-Fabriken prekäre Zustände.
- Selbst in Europa wird Arbeitsrecht missachtet.
H&M steht unter Beschuss. Das Kleider in teils menschenunwürdiger Produktion hergestellt werden, ist nicht neu. Wie schrecklich das Ausmass, zeigt eine Recherche der Nichtregierungsorganisationen Public Eye und der Clean Clothes Campaign. Diese decken in sechs H&M-Produktionsbetrieben massive Missstände auf.
So müssen beim H&M-Zulieferer Koush Moda aus Bulgarien Fabrikarbeiterinnen 12-Stunden-Schichten schieben. Sieben Tage die Woche. Als sei das nicht schlimm genug: Nur wegen der Überstunden schaffen es die Arbeiterinnen auf den gesetzlichen Mindestlohn. Der liegt knapp über der Armutsgrenze.
Für die Recherche führten die Nichtregierungsorganisationen Interviews mit über 60 Angestellten in Bulgarien, Indien, Kambodscha und der Türkei. Alle Angestellten arbeiten bei Zulieferern, die der Konzern selber als «Gold-» oder «Platinum Supplier» bezeichnet.
Löhne reichen nicht zum Überleben
Bedenklich: In Indien und der Türkei liegt der Verdienst der Angestellten bei einem Drittel des Lohnes, der als existenzsichernd gilt. «Die Löhne sind so niedrig, dass wir Überstunden machen müssen, um wenigstens unsere Grundbedürfnisse zu decken», sagt eine Fabrikarbeiterin aus Indien. In Kambodscha liegt der Lohn bei der Hälfte von dem, was dort als existenzsichernd gilt.
Arbeiten die Angestellten in Bulgarien in der regulären Arbeitszeit, kriegen sie weniger als zehn Prozent eines existenzsichernden Lohnes, heisst es in dem Bericht. Auch die Arbeitszeiten sind mies. «Wir betreten die Fabrik um 8 Uhr früh, aber wissen nie, wann wir gehen dürfen. Manchmal wird es 4 Uhr morgens», wird eine Angestellte zitiert.
Diese schlechten Arbeitsbedingungen gehen bei den Angestellten nicht spurlos vorbei. Jede dritte befragte Person in Indien und zwei Drittel der Interviewten in Kambodscha sind am Arbeitsplatz schon einmal in Ohnmacht gefallen, heisst es im Bericht.
Die Nichtregierungsorganisationen fordern darum, «statt der ewig gleichen Marketing-Versprechen endlich eine reale Steigerungen der Hungerlöhne in seinen Lieferketten. Dazu braucht der Konzern einen verbindlichen Massnahmenplan mit zeitlich festgelegten Zielen, bis wann die Löhne um wieviel erhöht sein müssen.»