Der Direktionspräsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, hat sich zur konjunkturellen Entwicklung in diesem und im nächsten Jahr vorsichtig optimistisch geäussert. Nach dem Scheitern des Rahmenvertrags schiebt er den Ball der Politik zu.
Nationalbank-Direktionspräsident Thomas Jordan hat sich für die konjunkturelle Entwicklung in der Schweiz in diesem und im nächsten Jahr vorsichtig optimistisch geäussert. (Archivbild)
Nationalbank-Direktionspräsident Thomas Jordan hat sich für die konjunkturelle Entwicklung in der Schweiz in diesem und im nächsten Jahr vorsichtig optimistisch geäussert. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Das Wichtigste in Kürze

  • «Es ist Sache der Politik, die wirtschaftlichen Beziehungen zu Europa zu gestalten», sagte Jordan in einem Interview gegenüber der «Schweiz am Wochenende» vom Samstag.
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«Europa ist und bleibt für die Schweizer Wirtschaft von grosser Bedeutung.»

In Bezug auf die konjunkturelle Entwicklung äusserte sich der Nationalbank-Präsident für 2021 und das nächste Jahr vorsichtig optimistisch. «Aber ein goldenes Zeitalter kann ich nicht voraussagen», sagte Jordan weiter. Die Unsicherheit bleibe hoch, sowohl wegen der Pandemie als auch was die Erholung der für die Schweiz wichtigen Weltwirtschaft angehe.

«Letztes Jahr hatten wir in der Schweiz den grössten wirtschaftlichen Einbruch seit den 1970er-Jahren, weltweit gesehen war es sogar der grösste Einbruch seit dem Zweiten Weltkrieg», rief Jordan in Erinnerung.

Es sei zu erwarten, dass in der Schweiz im Verlauf dieses Jahres das Bruttoinlandprodukt das Niveau von Ende 2019 wieder erreichen werde. «Einige Branchen sind bereits in einem sehr guten Zustand, andere leiden nach wie vor - der Tourismus, die Eventbranche, die Gastronomie, Fitnesscenter und so weiter. Dort dauert die Erholung länger», prognostizierte Jordan.

Der SNB-Direktionspräsident ging auch auf den Immobilienmarkt ein. «Insgesamt ist der Immobilienmarkt sicher ein Risikofaktor, den wir im Auge behalten», sagte Jordan. In der Schweiz gebe es hohe Bewertungen. Die Banken sollten deshalb bei Kreditvergaben keine zu grossen Risiken eingehen, und die Käufer von Wohneigentum sollten bedenken, dass Zinsen wieder steigen könnten. Ein Rückgang der Immobilienpreise sei dann nicht ausgeschlossen.

Ein Grund für die hohen Immobilienbewertungen seien die tiefen Zinsen. Sie seien in den letzten 30 Jahren kontinuierlich gesunken. Das mache es einfacher, die Hypotheken zu bedienen. «Viele Leute können sich deshalb höhere Hypotheken leisten, was bei den Objekten preistreibend wirkt», sagte Jordan. Aber auch andere Faktoren spielten eine Rolle.

Nicht auszuschliessen sei, dass die Nachfrage nach Büroliegenschaften zurückgehe, wenn auch nach der Corona-Pandemie mehr Angestellte im Homeoffice arbeiteten. Gehe die Nachfrage zurück und bleibe das Angebot hoch, könnte es zu Preiskorrekturen in diesem Segment kommen, sagte Jordan.

Vielleicht würden die Räumlichkeiten in den Städten aber auch umgenutzt - aus Büros würden Wohnungen, und die Nachfrage nach Wohnraum dürfte gross bleiben. «Wir beobachten hier aber im Moment keine grossen Bewegungen und sehen keine Anzeichen einer abrupten Wende», sagte Jordan weiter. Das Zinsniveau sei nach wie vor äusserst tief.

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