Niederländischer Staat steigt bei Air France-KLM ein und verärgert Paris
Um seinen Einfluss auf die Zukunft von Air France-KLM zu sichern, ist der niederländische Staat überraschend bei der Luftfahrtallianz eingestiegen.
![Airbus A380](https://c.nau.ch/i/rP6GW/900/airbus-a380.jpg)
Das Wichtigste in Kürze
- Macron fordert Klarstellung aus Den Haag.
Frankreich reagierte am Mittwoch verärgert und Präsident Emmanuel Macron forderte die Niederlande auf, ihre «Absichten klarzustellen». Ende der Woche soll es ein Treffen von Wirtschaftsminister Bruno Le Maire mit seinem niederländischen Kollegen geben. Den Haag hält nun 12,68 Prozent des Kapitals der Gruppe, der französische Staat besitzt bereits 14,3 Prozent.
Der niederländische Finanzminister Wopke Hoekstra hatte am Dienstagabend in Den Haag gesagt, die Regierung habe Aktien im Umfang von 680 Millionen Euro gekauft und halte nun 12,68 Prozent des Kapitals. Damit solle der «direkte» Einfluss auf die Allianz gesichert werden. Die Position von KLM sei in den vergangenen Monaten «erodiert» und nun habe der Staat eine Stimme am Verhandlungstisch.
Die französische Air France und die niederländische KLM waren im Jahr 2004 eine Allianz eingegangen. Beide Fluggesellschaften werden aber nach wie vor in vielen Bereichen getrennt geführt. Die Niederlande wollen nach Aussage von Hoekstra früher oder später ebenfalls auf den Anteil von Frankreich an der Gruppe kommen.
«Die niederländische Regierung möchte in der Lage sein, die künftige Entwicklung von Air France-KLM direkt zu beeinflussen, um so gut wie möglich das öffentliche niederländische Interesse zu wahren», sagte Finanzminister Hoekstra zur Begründung. Denn wichtige Entscheidungen über die Strategie von KLM würden inzwischen zunehmend auf der Ebene der Allianz von Air France-KLM getroffen.
Macron sagte dazu, Paris sei weder über die Entscheidung noch über deren Umsetzung informiert worden. Den Haag müsse sich zu seinen Absichten äussern. Entscheidend sei, dass die «Interessen der Gesellschaft gewahrt» würden, sagte der französische Präsident. Le Maire warnte, die Prinzipien der guten Unternehmensführung müssten respektiert werden. Es dürfe keine «staatliche Einmischung» geben.
Nach Informationen der niederländischen Zeitung «De Volkskrant» informierte Regierungschef Mark Rutte allerdings persönlich Macron über den Schritt und der Finanzminister des Landes rief Le Maire an - allerdings erst, nachdem der Kauf abgeschlossen war. Der Zeitung zufolge sah sich die Regierung zu dem Einstieg gezwungen, um die nationalen Interessen zu sichern, vor allem eine gute finanzielle Ausstattung des wichtigen Drehkreuzes Amsterdam-Schiphol.
In den vergangenen Jahren hatten zudem heftige Arbeitskämpfe bei Air France immer wieder für Turbulenzen gesorgt. Das weckte in den Niederlanden Sorgen um die Stabilität der Allianz.
Die Aktie der französisch-niederländischen Luftfahrtallianz brach unterdessen angesichts der Neuigkeiten an der Pariser Börse ein. Das Papier verlor nur 40 Minuten nach Börsenbeginn über 11,3 Prozent und fiel auf 11,29 Euro.