Reisebüros appellieren verzweifelt an Parlament
Die Reisebranche steckt tief in der Krise. Nun rufen Vertreter der Branche in einem Video das Parlament zur Hilfe auf.
Das Wichtigste in Kürze
- Reisebüros erwarten dieses Jahr einen Umsatzeinbruch von 80 Prozent.
- Im Parlament wird über die Kurzarbeit und den Erwerbsersatz Selbstständiger diskutiert.
- Die Branche hofft seit Anfang Juli auf staatliche Unterstützung.
«Ich weiss nicht, wie es weitergeht. Ich weiss nicht, wie lange wir so noch durchstehen können. Wir brauchen Unterstützung», sagt Natalie Dové in einem Video von «Aktion Mayday». Die Inhaberin von Nussbaumer Reisen AG in Burgdorf ist eine von fünf Initianten der Aktion.
Roland Zeller, Verwaltungsratspräsident eines Start-ups für die Verschaffung Reisedokumente und ebenfalls Initiant der Aktion Mayday, teilte das Video auf Twitter.
«Dringende» Hilfe nötig
Seit Juli warten Reisebüros auf ein Zeichen des Bundesrates, doch vergebens. Kleinere Reisebüros und ihre Inhaber hätten nur noch Liquiditäten für wenige Wochen, so Nathalie Sassine, CEO von Webook.ch und Travelboo. Sie fügt hinzu, dass Reisebüros ihre gesamten Gewinne auf annullierte Reisen rückerstatten mussten.
«Wir gehen davon aus, dass circa die Hälfte der Unabhängigen bis Ende Jahr schliessen wird», sagt Sassine zu Nau.ch. Geschäftsführerinnen und -führer sowie allfällig helfende Ehepartner erhielten seit Juni keine Kurzarbeitsentschädigung, führt Sassine weiter aus. Deshalb sei dringende Hilfe nötig.
Die Erwartungen an das Parlament seien wie folgt: Das Covid19-Gesetz soll angenommen werden, damit der Bundesrat Hilfsmassnahmen ergreifen kann. Zudem soll die Reisebranche als «Härtefall» anerkennt werden.
Aktion Mayday fordert auch eine rückwirkende Anerkennung der Erwerbsersatzordnung und Arbeitslosenversicherung des Bundes für Betroffene in der Reisebürobranche. Morgen wird im Parlament darüber debattiert.
Massiver Stellenabbau
Seit August mussten mehrere grosse und kleine Reisebüros Stellen abbauen. So zum Beispiel DER Touristik, Mutterkonzern von Kuoni: Dieser soll 104 Jobs streichen. Auch Tui, Globetrotter und Hotelplan bauten ab.
Insgesamt sollen rund 4'000 Stellen gefährdet sein, so Max E. Katz, Präsident des Schweizer Reiseverbands im August. Laut Angaben des Verbands sind 86 Prozent der Arbeitsplätze in der Branche von Frauen besetzt.