Stoppt Guy Parmelin das Reisebüro-Massaker?
Wegen der Corona-Krise baut die Reisebranche massiv Jobs ab. Doch Bundesrat Parmelin sorgt für Licht am Ende des Tunnels.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Reisebranche werden aktuell Jobs abgebaut.
- Die Branche erwartet ein Umsatzminus von 80 Prozent.
- Bundesrat Parmelin prüft nun weitere Massnahmen.
Für Reisebüros ist die Corona-Krise der blanke Horror. Nicht nur, weil zeitweise die Filialen schliessen mussten. Da viele Länder die Grenzen dicht gemacht haben, mussten haufenweise Reisen storniert werden.
Die Konsequenz: Die Branche erwartet dieses Jahr einen Umsatzeinbruch von bis zu 80 Prozent. Kommendes Jahr sieht es nicht viel besser aus. Erst 2022 dürften wieder das Umsatzniveau von 2019 erreicht werden. Damit sind die Prognosen weit schlechter als in anderen Branchen.
Jobs weg, Filialen zu
Weil Umsätze fehlen, wird abgebaut. Hotelplan hat letzte Woche angekündigt, 170 Stellen in der Schweiz zu streichen. Zwölf Filialen schliessen ihre Tore für immer.
Am Tag darauf zog Globetrotter mit Schock-Nachrichten nach. Der viertgrösste Reiseanbieter der Schweiz muss vier von 22 Filialen schliessen. Wie viele Jobs gestrichen werden, ist noch offen.
Und Knecht Reisen hat diese Woche bekannt gegeben, bis Jahresende 20 Prozent der Belegschaft abzubauen. Ebenfalls wird das Filialnetz gestrafft.
Das sind nur Fälle der letzten paar Tage. Weitere Unternehmen dürften ebenfalls Jobs streichen, ist man sich in der Branche sicher.
Gestern ein erster Lichtblick. Wirtschaftsminister Guy Parmelin kündigte an, dass zusätzliche Stabilisierungsmassnahme für die Wirtschaft geprüft würden. «Zum Beispiel bei der Reisebüro-Branche», sagte Parmelin vor den Medien.
Frist für Kurzarbeit verlängert
Die Landesregierung hat die zuständigen Ämter mit der Prüfung beauftragt. Bis Ende August soll eine Antwort vorliegen.
Zudem hat der Bundesrat angekündigt, die Höchstbezugsdauer für Kurzarbeit von 12 auf 18 Monate zu verlängern. Auch dies dürfte der Reisebranche nützen. Weiter werden die Corona-Erwerbsersatzzahlungen für Selbständige wieder aufgenommen.
Beide Beschlüsse begrüsst man beim Schweizer Reise-Verband. «Wir sind sehr erfreut, dass der Bundesrat diesen Entscheid noch vor den Ferien gefällt hat und nicht die parlamentarischen Vorstösse erst im September Klarheit dazu geschaffen hätten», sagt Präsident Max E. Katz.
Doch damit gibt sich der Verband nicht zufrieden. Mit Blick auf die Prüfung zusätzlicher Stabilisierungsmassnahmen sagt Katz: «Wir erwarten, dass in dieser ausserordentlichen Situation weitere finanzielle Unterstützung für unsere Branche durch Bundesrat und Parlament genehmigt werden.»
Wie viele Jobs die Krise in der Reisebranche kosten wird, ist unklar. Klar ist hingegen: Mitentscheidend ist, ob der Bundesrat gewillt ist, der Branche weiter unter die Arme zu greifen.