Richemont und Swatch spüren starken Gegenwind aus China
Die schwächelnde chinesische Wirtschaft setzt der Luxusgüterbranche zu, und die Auswirkungen sind auch bei den Schweizer Uhrenherstellern spürbar.
Die Wirtschaft in China schwächelt und das setzt der Luxusgüterbranche zu. Das bekommen auch die Uhrenhersteller in der Schweiz zu spüren. Während ihr grösster Vertreter Swatch Group für das erste Halbjahr 2024 einen Umsatz- und Gewinneinbruch vermelden musste, läuft das Geschäft der Richemont-Gruppe dank der Widerstandskraft ihrer Schmucksparte noch in guten Bahnen.
Richemont legte am Dienstag die Zahlen zum ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 vor, also für die Monate April bis Juni. Nach einem starken Umsatzwachstum von währungsbereinigt beinahe einem Fünftel in der Vorjahresperiode, stiegen die Verkäufe im neu angelaufenen Geschäftsjahr noch um 1 Prozent. In der Berichtwährung Euro resultierte hingegen ein leichter Rückgang von 1 Prozent auf 5,27 Milliarden.
Damit hat sich der Genfer Uhren- und Schmuckkonzern in einem von geopolitischen Spannungen und konjunkturellen Unsicherheiten belasteten Marktumfeld einigermassen schadlos gehalten. Vor allem die abnehmende Konsumlust in den wichtigen Absatzmärkten China, Hongkong und Macau macht der Branche zu schaffen. Auch Richemont verbuchte dort gegenüber den sehr hohen Vorjahreswerten einen Rückgang von 27 Prozent.
In Europa indes rückten die Verkäufe von Schmuck und Uhren um 5 Prozent und in Amerika gar um 10 Prozent vor. Das stärkste Wachstum erzielte Richemont in Japan (+59 Prozent). Hier hätten sich die wachsenden Umsätze mit Touristen insbesondere auch aus China positiv auf das Geschäft ausgewirkt, hiess es.
Die treibenden Kräfte hinter dem Erfolg von Richemont
Ein Treiber des Richemont-Erfolgs war in den vergangenen Jahren stets die Schmuckhäuser Cartier, Van Cleef & Arpels und Buccellati, während die Uhrensparte mit Marken wie Piaget, IWC oder Panerai zunehmend unter der sich eintrübenden Konsumstimmung leidet. Allerdings verkauft auch die starke Marke Cartier mit Erfolg Zeitmesser, unter anderem in den USA.
Die unterschiedliche Entwicklung in den Sparten war im ersten Quartal 2024/25 besonders ausgeprägt: Da fielen die Umsätze der «Specialist Watchmakers» um 13 Prozent zurück, während die «Jewellery Maisons» um 4 Prozent zulegten. Das Segment «Others», wo Mode- und Accessoires-Marken untergebracht sind, steigerte den Umsatz um 6 Prozent.
Die Marktschwäche in China kam im Halbjahresausweis der Swatch Group noch deutlicher zum Ausdruck. Sie kann nicht auf die Stütze eines breit aufgestellten Schmuckgeschäfts verlassen. Von Januar bis Juni habe die Gruppe in China, Hongkong und Macau rund 30 Prozent weniger Umsatz erzielt als im Jahr davor, sagte Swatch Group-Chef Nick Hayek zu AWP.
Vor allem teure Uhren von Blancpain, Breguet oder Omega seien im «Reich der Mitte» weniger verkauft worden. Die Kauflust vieler Chinesinnen und Chinesen sei im Zuge der Immobilienkrise oder der wachsenden Arbeitslosigkeit gebremst worden, fügte Hayek an. Besser lief das Geschäft mit günstigeren Zeitmessern, etwa von der Marke Swatch.
Swatch kämpft gegen den Abschwung
Über alle Marken und Regionen hinweg musste Swatch einen Umsatzrückgang um 14 Prozent auf 3,45 Milliarden Franken vermelden. Und da die Gruppe auch in schwierigen Zeiten die Produktionskapazitäten beibehält und keine Mitarbeitende entlässt, fiel der Betriebsgewinn im Halbjahr gar um 70 Prozent zurück und die operative Marge sackte auf 5,9 von 17,1 Prozent im Jahr davor ab.
Mit möglichst wenig Abstrichen in der Produktion will die Swatch Group für den erhofften Aufschwung in China gewappnet sein. Zunächst rechnet Hayek für die Branche im «Reich der Mitte» in den kommenden Monaten aber noch weiterhin mit einer «schwierigen Marktlage».