Ruag International wegen Corona noch tiefer in Verlustzone
Der Absturz der Luftfahrt in der Coronakrise und die Aufspaltungskosten haben Ruag International noch tiefer in die roten Zahlen gerissen. Der Luft-, Raumfahrt und Rüstungskonzern erlitt im ersten Halbjahr einen Reinverlust von 48 Millionen Franken.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Vorjahressemester hatte Ruag International auf vergleichbarer Basis ein Defizit von 19 Millionen Franken eingefahren.
Der Betriebsverlust (EBIT) vergrösserte sich auf 42 Millionen Franken nach einem Minus von 11 Millionen vor einem Jahr. Der Nettoumsatz ging um 10,9 Prozent auf 570 Millionen Franken zurück.
Insbesondere die beiden in der Luftfahrt tätigen Geschäftsbereiche Flugzeugstrukturbau und Flugzeugunterhalt hätten die Auswirkungen der Coronapandemie deutlich gespürt, schrieb Ruag International. Die Auslieferungen von Flugzeugrumpfteilen für den Airbus A320 schrumpften um rund 30 Prozent. Auch die Auslastung im Unterhalt von Luftfahrzeugen sei deutlich gesunken.
Die Geschäftsbereiche Raumfahrt und Munition seien von der Pandemie weniger betroffen gewesen und hätten ihre Umsätze im Vergleich zur Vorjahresperiode steigern können. Allerdings sei bei allen Geschäftsbereichen mit Ausnahme der Munitionssparte der EBIT tiefer als im Vorjahr.
Neben Corona hätten auch die weiterlaufenden Transformationskosten für die Neuausrichtung das Betriebsergebnis belastet, schrieb Ruag International. Der Konzern wurde aufgespalten in einen internationalen Teil und einen Teil, der für die Schweizer Armee arbeitet. In den vorliegenden Zahlen sind nur die Ergebnisse des internationalen Teils enthalten.
Seit Anfang Jahr operiert Ruag International als eigenständiges Unternehmen und soll in den nächsten Jahren weiterentwickelt und schrittweise privatisiert werden. Mit der Bilanzspaltung, die der Bundesrat am 22. April zur Kenntnis genommen hat, wurde die Entflechtung per Mitte 2020 materiell abgeschlossen.
Ruag International hat im ersten Halbjahr noch 14 Prozent ihres Umsatzes mit dem Verteidigungsdepartement VBS gemacht. 83 Prozent aller Nettoumsätze wurden im Ausland erzielt.
Als Reaktion auf die Auswirkungen der Pandemie hat das Unternehmen im ersten Halbjahr mehrere Massnahmen umgesetzt: So wurden empfindliche Kostensenkungsmassnahmen ergriffen und Kurzarbeit für rund 1'700 Mitarbeitende primär in der Schweiz und Deutschland sowie ein Einstellungsstopp verhängt. Im ersten Halbjahr ist der Personalbestand um rund 40 Stellen auf 6'451 Vollzeitstellen gesunken. Zudem habe das Unternehmen ein Programm zum Schutz der Liquidität ergriffen.
Die Auswirkungen der Pandemie auf die Luftfahrtbereiche «werden uns noch längere Zeit begleiten», erklärte der interimistische Konzernchef Urs Kiener: «Die begonnene Transformation werden wir deshalb im zweiten Halbjahr beschleunigen müssen und umfassende Veränderungen anstossen, um die Zukunftsfähigkeit zu sichern.» Was das genau bedeutet, sagte Kiener nicht.