Schweizer BIP dürfte 2025 erneut unterdurchschnittlich wachsen
Die Schweizer Wirtschaft dürfte auch im kommenden Jahr nur unterdurchschnittlich wachsen. Die schwachen Aussichten für Europa bremsen den heimischen Export.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Schweizer BIP wird wohl 2025 unter dem durchschnittlichen Wachstum liegen.
- Experten erwarten ein Wachstum von knapp 1,5 Prozent.
Der Schweizer Wirtschaft steht laut Ökonomen eine moderate Beschleunigung im Vergleich zum auslaufenden Jahr bevor: im wohl besten Fall. Insgesamt erwarten Experten 2025 gemäss Zusammenstellung der Nachrichtenagentur AWP für das reale Bruttoinlandprodukt ein Wachstum von knapp 1,5 Prozent. Dies nach rund 1 Prozent im 2024.
Trotz dieser Beschleunigung wäre es aber erneut ein Wert unter dem langfristigen Wachstumspotenzial. Dieses dürfte im Bereich von 1,5 bis 2 Prozent liegen.
Der Hauptgrund für die erneut zurückhaltende Prognose ist die Unsicherheit bei der weltweiten Konjunkturentwicklung. Die nach wie vor schwachen Aussichten für Europa und die schwierige Lage in Deutschland und Frankreich bremsen den heimischen Export. Da sind sich die Experten einig.
Viele Schweizer Industriefirmen leiden bekanntlich schon länger darunter. Und dies wird wohl auch im kommenden Jahr so bleiben.
Dazu kommen die zahlreichen geopolitischen Risiken wie der Krieg in der Ukraine. Ebenso wie die Lage im Nahen Osten oder die Drohgebärden Chinas gegen Taiwan. Diese können den Gang der Weltkonjunktur beeinträchtigen. Dies wiederum könnte den Franken stärker aufwerten, was die hiesige Exportindustrie zusätzlich unter Druck setzen würde.
Inländischer Konsum soll Binnenwirtschaft stützen
Und nicht zuletzt schwebt über allen Prognosen mit dem neuen (und alten) US-Präsidenten ein grosser Unsicherheitsfaktor. Sollte Donald Trump nach seiner Amtseinsetzung hohe Zölle auf Importe in die USA einführen, könnten viele Prognosen zur Makulatur werden.
«Die Unsicherheit bezüglich des Wirtschaftsausblicks hat über die vergangenen Monate zugenommen.» Das hielt die Schweizerische Nationalbank (SNB) in ihrer jüngsten geldpolitischen Lagebeurteilung Mitte Dezember entsprechend fest.
Die Exportwirtschaft dürfte also vom starken Franken und der Schwäche der europäischen Nachbarn gebremst werden. Dabei sollte zumindest der inländische Konsum die Binnenwirtschaft stützen.
Ein Faktor dabei ist die Inflation. Diese ist in den letzten Monaten bereits stark zurückgekommen und wird wohl auch 2025 nochmals sinken. Ökonomen erwarten im Jahresdurchschnitt höchstens noch ein halbes Prozent, wobei für einzelne Monate gar negative Jahresraten erwartet werden.
Die Löhne sollten gemäss der neuesten Lohnumfrage der UBS gleichzeitig um 1,4 Prozent steigen. Dies würde im Durchschnitt also zu höheren Reallöhnen führen. Die Reallöhne könnten damit 2025 erstmals seit vier Jahren wieder steigen, was den privaten Konsum ankurbeln sollte. Das meinte der neue BAK-Chefökonom Claude Maurer jüngst an einer Online-Prognoseveranstaltung des Basler Forschungsinstitutes.
Zuwanderung beeinflusst Konsum und Bauwirtschaft positiv
Dazu kommt die Zuwanderung. Maurer rechnet mit einem positiven Zuwanderungssaldo von rund 80'000 Personen, was in etwa der Grössenordnung der Stadt St. Gallen entspricht. Dies würde wohl neben dem Konsum auch die Bauwirtschaft positiv beeinflussen.
Der Bau könnte ausserdem von den zu erwartenden sinkenden Zinsen beziehungsweise den damit verbundenen tieferen Hypothekarkosten für Wohnungskäufer profitieren.
Derweil machte die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich in ihrer jüngsten Analyse die Pharmabranche als einen der Wachstumstreiber der Schweiz aus. Diese ist schon seit längerer Zeit die mit Abstand grösste Schweizer Exportbranche. Und zudem wenig konjunkturabhängig, da der Verbrauch von Medikamenten nur beschränkt vom allgemeinen Gang der Konjunktur beeinflusst wird.
Die Experten des Staatssekretariates für Wirtschaft (Seco) sehen grundsätzlich die Branchenstruktur und die breite Diversifikation der hiesigen Wirtschaft als Stabilisierungsfaktoren. Wie sie ebenfalls in ihrer jüngsten Prognose festhielten.
In der Schweiz gibt es neben der wichtigen Maschinenindustrie mit dem Finanzsektor, der Versicherungswirtschaft oder der Uhrenindustrie weitere wichtige Sektoren: Im Vergleich etwa zu Deutschland, das stark von der Autoindustrie abhängig ist.