Schweizer leisten sich trotz Corona-Krise SUVs

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Bern,

Jeder zweite Neuwagen verfügt über einen Allradantrieb. Das bestätigt den SUV-Trend. Doch nicht jeder 4x4 ist ein Umweltsünder.

SUVs Unfällen
Dem SUV-Fahrer wurde der Führerschein entzogen (Symbolbild). - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • 51 Prozent der Neuwagen verfügen aktuell über einen Allrad-Antrieb.
  • Wegen des höheren Gewichts und Luftwiderstands verbraucht ein SUV mehr Treibstoff.
  • Viele Autos mit alternativen Antrieben sind mit einem 4x4 erhältlich.

Der Verkehr bleibt Problemkind der Schweizer Umweltpolitik. Seit 30 Jahren sind die CO2-Emissionen aus Benzin und Diesel nicht gesunken.

Der Hauptgrund liegt auf der Hand: 1990 waren in der Schweiz knapp 3 Millionen Autos zugelassen, letztes Jahr 4,6 Millionen.

BAFU
Entwicklung der Kohlenstoffdioxid Emissionen aus Brenn- und Treibstoffen gemäss CO2-Gesetz (Zeitreihe 1990–2019). Die CO2-Emissionen aus Brennstoffen (rot) sind witterungsbereinigt. - BAFU

Dass die CO2-Emissionen nicht zugelegt haben, liegt einerseits daran, dass immer mehr Bio-Treibstoff dem herkömmlichen Sprit beigemischt wird. Andererseits ist die Fahrzeugflotte effizienter geworden. Dennoch könnte sie effizienter sein.

Mehr SUV, weniger Einsparungen

Ein Teil des Fortschritts wird mit verändertem Kaufverhalten zunichte gemacht. Bestellten in den 90ern Autokäufer primär Limousinen oder Kombis, sind heute SUV der Renner – oft mit Allradantrieb. Die verbrauchen mehr Treibstoff als ihre herkömmlichen Brüder, weil sie in der Regel schwerer sind und mehr Luftwiderstand haben.

Beispiel BMW: Die 3er Limousine schluckt mit dem Zweiliter-Turbobenziner (320i, 184 PS, 1699 KG) gemäss Hersteller 7,1 Liter auf 100 Kilometer. Der gleiche Motor gönnt sich im SUV-Bruder X3 (xDrive 20i, 2044 KG) 8,6 Liter. Der 3er ist auch im Unterhalt günstiger: Er kostet 6000 Franken weniger als der X3.

Die SUV werden statistisch nicht erfasst. Der Anteil Allrad-Fahrzeuge lässt allerdings Rückschlüsse zu.

Auto
Die Autobranche kam wegen der Corona-Krise unter die Räder. - AFP/Archiv

Im ersten Halbjahr verkauften die Schweizer Importeure wegen der Corona-Krise 30 Prozent weniger Autos. Hingegen unverändert ist die Kundenpräferenz – trotz höheren Preisen und wirtschaftlicher Unsicherheit: Zwischen Januar und Juni lag der 4x4-Anteil bei 51,5 Prozent.

Das ist über ein Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Und deutlich mehr als im Jahr 2000. Damals, als wenige Autobauer SUV im Angebot hatten, wurden bei nur 17 Prozent der Neuwagen alle vier Räder angetrieben.

SUV verdrängt Limousinen

Das liegt auch an den Autobauern. Sie bieten heute in jeder Fahrzeugklasse SUV an, selbst bei den Kleinwagen. Der Effekt ist immer gleich: Das hochbeinige Auto schluckt mehr als die vergleichbare Limousine.

SUV lösen in manchen Fällen gar ihre konventionellen Brüder ab. Beispiel Volvo. Der schwedische Autobauer bot mit dem C30, S40 und V50 vor zehn Jahren eine breite Auswahl in der Golf-Klasse an. Diese Vielfalt ist heute verschwunden: Der günstigste Volvo ist der XC40 – ein SUV, der meistens mit 4x4 geordert wird.

Plug-in-Hybrid Übersicht
Plug-in-Hybride sind oft an Tankstellen anzutreffen. - zvg

Ein Allradantrieb macht Autos nicht zwingend zum Umweltsünder. Auch bei Fahrzeugen mit alternativen Antrieben werden gerne alle vier Räder angetrieben.

So sind von 90 Plug-In-Hybriden, welche aktuell angeboten werden, 49 mit einem Allrad-Antrieb ausgestattet. Und bei jedem fünften Elektroauto-Modell wird die Motorenleistung auf zwei Achsen verteilt.

Der Allrad-Trend dürfte so bald nicht verschwinden. Sauberer könnte die Fahrzeugflotte dennoch werden. Jeder fünfte Neuwagen war im ersten Halbjahr 2020 mit einem alternativen Antrieb ausgestattet – ein Rekordwert.

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