Im kommenden Jahr sollen die Löhne in der Schweiz um bis zu fünf Prozent steigen. Das fordert der Schweizerische Gewerkschaftsbund.
Mehr Lohn Gewerkschaften
Die Lohnungleichheiten haben sich verschärft, warnt die Unia. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im kommenden Jahr sollen die Löhne in der Schweiz deutlich steigen.
  • Schweizer Gewerkschaften fordern eine Erhöhung von bis zu 5 Prozent.
  • Grund dafür sind unter anderem die stark angestiegenen Lebenskosten.
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Die Löhne in der Schweiz sollten laut dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund im kommenden Jahr um bis zu fünf Prozent steigen. Das entspreche der Arbeitsproduktivität in der Schweiz plus der Teuerung.

Die Lohnentwicklung in der Schweiz sei alarmierend, hiess es am Montag an einer Medienkonferenz des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) in Bern. Nach Jahren des Reallohnrückgangs sei der lohnpolitische Handlungsbedarf sehr gross. Trotz guter Konjunktur seien die Reallöhne heute tiefer als 2019.

Es könne nicht sein, dass die Arbeitnehmenden real immer weniger verdienten, während die Produktivität steige. «Jetzt muss dieser Rückstand aufgeholt werden, damit der Wert der Arbeit wieder fair anerkannt wird», sagte SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard laut Redetext. Die SGB-Verbände forderten deshalb Lohnerhöhungen von bis zu 5 Prozent.

Bist du mit deinem Lohn zufrieden?

Die Produktivität habe in der Schweiz in den letzten Jahren um 1,5 Prozent zugenommen, sagte SGB-Sekretariatsleiter Daniel Lampart. Dagegen gebe es einen Lohnrückstand von über 5 Prozent.

«In Franken ausgedrückt hätten die unteren und mittleren Gehälter real 300 bis 500 Franken mehr Monatslohn, wenn das Lohnpotenzial ausgeschöpft worden wäre», so Lampart in der Medienmitteilung.

Doch die Lohnverhandlungen seien oft schwierig gewesen, trotz guter Konjunktursituation. Letztere spiegle sich auch auf dem Arbeitsmarkt, denn qualifizierte Arbeitskräfte seien gesucht.

Mindestlohn von 4500 Franken

Wegen des starken Anstiegs der Lebenskosten sowie der ungenügenden Entwicklung der Löhne brauche es unbedingt substantielle Lohnerhöhungen, sagte Unia Präsidentin Vania Alleva laut Redetext. Dafür sei es «höchste Zeit». Die Lohnungleichheiten hätten sich zudem weiter verschärft.

Neben der Erhöhung der Effektiv- und Mindestlöhne um bis zu 5 Prozent für alle, brauche es auch angemessene Mindestlöhne. «Keine Löhne unter 4500 Franken und mindestens 5000 Franken für Arbeitnehmende mit Lehrabschluss, so Alleva. Im Bauhauptgewerbe fordert die Unia eine generelle Lohnerhöhung sowie eine Erhöhung der Mindestlöhne um 250 Franken.

Lohnerhöhung Lebensunterhaltskosten
Das Leben wird teurer, doch die Löhne halten nicht mit, sagen die Gewerkschaften. - keystone

Auch in der Industrie solle insgesamt fünf Prozent mehr Lohn ausbezahlt werden, unter anderem wegen des Teuerungsausgleiches. Im Gastgewerbe, wo die Lohnverhandlungen gescheitert seien, fordere die Unia einen Teuerungsausgleich von 100 Franken. Und im Detailhandel sollen unter anderem Mindestlöhne um 200 Franken angehoben werden.

VPOD: Arbeitgeber sind schuld an Krise

Erheblichen Nachholbedarf gebe es unter anderem im Service Public, hiess es von Seiten des Schweizerisches Verbandes des Personals öffentlicher Dienste (VPOD). Viele Kantone und der Bund stünden mit dem Teuerungsausgleich im Rückstand.

Auch seien die Reallöhne im öffentlichen Sektor teilweise stärker gesunken als im privaten Sektor. Dies sei umso stossender, da die Kantone 2023 in ihren Erfolgsrechnungen einen kumulierten Überschuss von 2,2 Milliarden Franken ausgewiesen hätten.

»Diese Krise der Angestellten ist mehr als bedenklich. Und sie ist verschuldet von den Arbeitgebern«, sagte VPOD-Generalsekretärin Natascha Wey vor den Medien. Die Kassen der Kantone seien prall gefüllt. Und trotzdem fliesse das Geld nicht zu den Angestellten.

Klagen über Fachkräftemangel von Arbeitgebenden seien fraglich. Der VPOD frage sich, was diese täten, um den »Mangel« zu beheben. »Höhere Löhne zahlen anscheinend nicht. Arbeitsbedingungen verbessern, nur ungern.« Um die Mehrkosten im Leben zu bestreiten, brauche es »schlicht mehr Geld im Portemonnaie«, so Wey laut Redetext.

Der Gewerkschafts-Dachverband Travailsuisse hatte Mitte August für das kommende Jahr deutliche Lohnerhöhungen von bis zu 4 Prozent gefordert.

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