SMI: Sonova könnte SGS im Börsenindex ersetzen

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Zürich,

Ein Wechsel im SMI ist möglich: Im Herbst könnten die Papiere von SGS durch diejenigen von Sonova ersetzt werden.

briefing smi
Der Schweizer Leitindex SMI. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Herbst könnte es im Swiss Market Index zu einem Wechsel kommen.
  • Sonova hat Chancen, den Platz von SGS einzunehmen.

Im prestigeträchtigen Aktienindex SMI kommt es diesen Herbst vielleicht zu einem erneuten Wechsel. Aus dem Kreis der wichtigsten Schweizer Aktien könnten die Wertpapiere des Warenprüfkonzerns SGS fliegen. Aufsteigen in den Börsen-Olymp könnten diejenigen des Hörgeräteherstellers Sonova.

Wer in der obersten Börsenliga mitspielen darf, wird jährlich einmal im Sommer festgelegt. Die so genannte ordentliche Indexüberprüfung der Schweizer Börse SIX findet jeweils zur Jahresmitte statt und tritt im September in Kraft. In zwei Wochen entscheidet sich, wer das Rennen macht. Anfang Juli wird dann kommuniziert, was sich allenfalls verändert.

Der Schweizer Leitindex Swiss Market Index (SMI) besteht aus den 20 grössten und liquidesten Titeln.

Welche Wertpapiere darin enthalten sind, wird anhand der durchschnittlichen Marktkapitalisierung und dem jährlichen Handelsvolumen berechnet. Massgeblich ist der Zeitraum vom 1. Juli bis zum 30. Juni.

Wie rege eine Aktie gehandelt wird, ist als Kriterium nicht zu unterschätzen, und kann ausschlaggebend sein. Beim Börsenwert ist indes der frei handelbare Anteil, der Freefloat, entscheidend. Die meisten SMI-Titel befinden sich vollständig im Streubesitz wie zum Beispiel Nestlé, Novartis oder Zurich.

Top-20-Platz reicht nicht

Es gibt aber auch Wertpapiere, wo die Gründerfamilie oder die Nachkommen noch einen grösseren Anteil halten. Etwa bei Kühne+Nagel reicht die Kapitalisierung nicht für den SMI, weil Firmenpatron Klaus-Michael Kühne über die Hälfte der Anteile besitzt. Bei der Swisscom wiederum hält die Eidgenossenschaft eine Mehrheit, und lediglich 49 Prozent der Aktien sind frei handelbar. Dennoch sind die Papiere des Telekomkonzerns im SMI.

Man muss auch wissen: Für eine Neuaufnahme reicht es nicht, es unter die Top 20 zu schaffen. Um zu häufige Wechsel im Index zu vermeiden, gibt die SIX einen Toleranzbereich vor. Erst wenn ein Nicht-SMI-Titel auf Rang 18 vorrückt, kann er aufsteigen. Umgekehrt gilt dies ebenso für das Herausfallen: Ein SMI-Titel scheidet erst dann aus dem Index, wenn er bis auf Platz 23 abgerutscht ist.

Nimmt man die aktuellsten SIX-Daten – Stand für ein Jahr per Ende März – würden SGS rausfallen. Denn die Aktien des Warenprüfkonzerns nehmen in dieser Liste eben Platz 23 ein. Und seit April haben die Titel weiter deutlich an Wert verloren. SGS sind seit 1981 an der Schweizer Börse gelistet und seit 2009 im SMI vertreten.

Den damit freiwerdenden Platz würden im Gegenzug automatisch Sonova einnehmen. Auch wenn sie bis Ende März lediglich auf Platz 19 vorgerückt sind. Allerdings haben die Aktien seit dem letzten Stand auch ordentlich an Wert verloren - stärker noch als SGS.

Weitere Anwärter auf Platz im SMI

1994 ging das Vorgängerunternehmen Phonak an die Börse, 2007 wurde es in Sonova umbenannt. Seit 2009 ist die Aktie im Swiss Leader Index (SLI), der die 30 grössten und liquidesten Titel umfasst. Weitere Anwärter auf den freien Platz im SMI wären Kühne+Nagel (Platz 21) und Straumann (22).

Mit Sonova würde sich der ohnehin defensive Charakter des Schweizer Börsenbarometers noch verstärken. Das Geschäft mit Hörgeräten könnte man im weitesten Sinne auch als defensiv betrachten. So werden Aktien bezeichnet, die vergleichsweise weniger von wirtschaftlichen Schwankungen betroffen sind. SGS wiederum sind Zykliker - Werte, deren Umsatz- und Gewinnentwicklung stark vom Konjunkturverlauf abhängig ist.

Unangefochten bleiben Nestlé, Roche und Novartis als Schwergewichte. Ihre Marktkapitalisierung macht mehr als die Hälfte des SMI aus.

Die Finanzwerte machen – nur der Streubesitz der SMI-Titel gerechnet – rund 15 Prozent aus. Davon die Bankenwerte lediglich noch rund 5 Prozent. Seit Julius Bär seit 2019 nicht mehr im SMI vertreten sind, sind das die Grossbanken UBS und Credit Suisse.

Seit der Finanzkrise haben diese massiv an Wert verloren. Die besonders gebeutelten Credit Suisse sind erst diese Woche auf ein neues Allzeittief unter 6 Franken gefallen. Das Minus allein seit Anfang Jahr liegt bei über einem Drittel. Daher wurde am Markt auch über ein Ausscheiden der CS-Aktie aus dem SMI spekuliert.

SMI-Aufnahme bedeutet Prestige und Geld

Gemessen am Börsenwert ist die Aktie der zweitgrössten Schweizer Bank auf Platz 18 gefallen. Gemäss der Selektionsliste für den SMI-Index vom Stand bis Ende März rangiert sie allerdings noch auf Platz 10. Was eben mit dem zweiten Kriterium mit der Liquidität zu tun hat.

Zum Vergleich: Credit Suisse und SGS kommen aktuell auf eine Marktkapitalisierung von weniger als 15 Milliarden respektive weniger als 16 Milliarden Franken. Sonova hingegen sind mittlerweile gut 18 Milliarden wert. Allerdings befinden sich bei SGS und Sonova nur je etwas über 80 Prozent im Streubesitz.

Eine Aufnahme in den SMI ist nicht nur eine Prestigefrage und bedeutet nicht nur mehr öffentliche Aufmerksamkeit für das Unternehmen. Es geht auch ums Geld. Wird eine Aktie in den Leitindex aufgenommen, müssen Fonds, die den Leitindex abbilden, die Aktie kaufen. Die grössten institutionellen Anleger orientieren sich stark am SMI.

Grosse Beachtung findet unter Investoren aber auch der Index SMI Mid (SMIM). Der besteht aus jenen 30 Unternehmen, die unmittelbar hinter dem SMI rangieren, also die Plätze 21 bis 50. Das Segment ist unter Börsianern beliebt, was SGS zugutekommen würde, sollten die Titel tatsächlich aus dem SMI fallen.

Kommentare

Weiterlesen

smi
25 Interaktionen
smi
2 Interaktionen

Mehr aus Stadt Zürich

Kaufleuten
15 Interaktionen
SBB
373 Interaktionen
Kolumne Hässig Eltern Vater
19 Interaktionen