Solarenergie aus Afrika importieren? Keine gute Idee
Seit Jahren gibt es Überlegungen, Solarenergie günstig aus dem sonnenreichen Nordafrika nach Europa zu importieren. Deswegen ist es vorerst keine gute Idee.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Scheitern des Projektes Desertec als Mahnbeispiel.
- Hohe Kosten und viel zu lange Transportwege machen das Vorhaben fast unmöglich.
Zum Anfang des neuen Jahrtausends machte das Projekt Desertec von sich reden: In der marokkanischen Sahara sollte eine riesige Solaranlage entstehen, um Europa mit Strom zu versorgen.
Auf dem Papier klang die Idee genial: Die riesigen Flächen der menschenleeren, unfruchtbaren Wüste könnten endlich sinnvoll genutzt werden. Da die Sonne in Nordafrika viel intensiver strahlt als in Mitteleuropa, könnte viel mehr Solarenergie auf einer Fläche erzeugt werden. Europa profitiert von sauberem Strom, Marokko von Einkünften und Arbeitsplätzen.
Das Scheitern von Desertec
Bis heute ist nicht klar, woran das Projekt wirklich scheiterte. Allerdings zeigte sich im Scheitern, welche Probleme der Transport von Solarenergie von Afrika nach Europa mit sich bringen würde. Allen voran die immensen Kosten – für Desertec wurden Beträge von bis zu 500 Milliarden Euro genannt.
So mussten unterirdische und unterseeische Kabel über Tausende Kilometer von Afrika nach Europa verlegt werden. Damit würde der Strom erst einmal nach Europa gelangen und müsste von dort weitertransportiert werden. Dazu kommt der Energieverlust auf dem Transportweg. Je länger dieser ist, umso weniger erzeugter Strom kommt tatsächlich auf dem europäischen Festland an.
3000 Hektar grosser Solarpark
Problematisch waren auch die Suche nach geeigneten Standorten und die Zusammenarbeit mit den betroffenen Ländern wie Marokko. Diese wollten einen Teil der Energie lieber für sich behalten.
Marokko hat mittlerweile ganz für sich alleine eine der grössten Solaranlagen der Welt gebaut. In der Nähe von Ouarzazate entstand ein 3000 Hektar grosser Solarpark. Dieser produziert schon jetzt genug Solarenergie für 400'000 marokkanische Haushalte.
Solarenergie: Nachfolgeprojekt TuNur versucht es erneut
Trotz des Scheiterns von Desertec wurde 2017 das neue Projekt TuNur in London angekündigt. Dieses will mit riesigen Solarkraftwerken in Tunesien Strom für 2,25 Millionen europäische Haushalte produzieren.
Allerdings zeigen sich auch hier wieder die gleichen Probleme: Ursprünglich sollte bereits 2021 ein erstes Unterseekabel von Tunesien nach Malta fertiggestellt werden. Die zur EU gehörende Insel ist an das europäische Stromnetz angeschlossen.
Bis 2024 sollte ein neues, 650 Kilometer langes Unterseekabel folgen, das direkt nach Italien verläuft. Mittlerweile wurde dieser Termin schon auf 2028 verschoben.
Besser in einheimische Initiativen investieren
Angesichts der enormen Kosten, die mit dem Aufbau der Infrastruktur verbunden sind, lohnt sich Solarenergie aus Afrika nicht. Solange es noch so viele Möglichkeiten zum Ausbau der heimischen Solarenergie gibt, wäre es sinnvoller, das Geld hier zu investieren.
So könnten Firmen und Privathaushalte noch mehr beim Kauf von Photovoltaikanlagen gefördert werden.