Spanien-Tomaten im Winter sind nur eine kleine Umweltsünde
Detailhändler werden wegen Importgemüse regelmässig kritisiert. Nur: Je nach Herkunft und Zeitpunkt ist die Ökobilanz besser als bei Schweizer Produkten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die CO2-Bilanz von Importgemüse hängt vom Transportmittel ab.
- Coop und Migros deklarieren Importware, welche eingeflogen wurde.
Es ist so gewiss wie das Amen in der Kirche. Im Winter, wenn die Detailhändler Früchte und Gemüse importieren, das während des Sommers in der Schweiz wächst, regen sich einige Kunden darüber auf. Die Antwort von Coop und Migros hat sich über die Jahre nicht geändert: Die Nachfrage sei da, darum das Angebot.
Die Diskussion sei sicher wichtig, sagt WWF-Sprecherin Corina Gyssler. «Konsumenten sollte sich aber bewusst werden, dass Import nicht immer gleich ‹pfui› ist.» Relevant seien Transportmittel und Herstellungsweise.
Beim Transport gilt: Kommt die Ware via Flugzeug zu uns, belastet dies die Umwelt vergleichsweise stark. «Ist es Zug, LKW oder Schiff, schlägt sich das auf die Ökobilanz nur gering nieder.»
Tierische Produkte mit höherem CO2-Ausstoss
Als Beispiel nennt sie sonnengereifte Tomaten aus Spanien, welche im Winter bei uns verkauft werden. «Ein Kilo verursacht rund 0,5 Kilo CO2», so Gyssler. Wie gross der Effekt der Herstellung ist, zeigt sich hier gut. «Tomaten aus einem fossil beheizten Schweizer Gewächshaus im Mai zehnmal mehr CO2.»
Der WWF empfiehlt den Kauf von einheimischen Tomaten erst, wenn das Wetter hierzulande warm genug ist. In der Regel ist dies ab Juni der Fall. Wann regionale Lebensmittel Sasion haben, hat die Umweltschutzorganisation hier zusammengestellt.
Wer umweltfreundlich Lebensmittel kaufen will, kann sich laut WWF an folgenden Faustregeln orientieren: Tierische Produkte belasten die Umwelt immer stärker als pflanzliche. «Das hilft es auch nichts, wenn das Kotelette aus der Schweiz stammt.»
Zudem empfiehlt Gyssler, biologisch produzierte Produkte zu kaufen. «Denn nicht nur der Transport, sondern auch der Einsatz von Dünger und Pestiziden bei der konventionellen Produktion schadet der Umwelt.» Sie rät Kunden zudem, eingeflogene und Produkte aus fossil beheizten Gewächshäusern zu meiden.
Doch informieren die Detailhändler auch über Transport und Produktion? Coop und Migros geben bei Früchten und Gemüse immer das Herkunftsland an. Beide deklarieren Flugware mit dem Label «by air» und kompensieren den CO2-Ausstoss.
Gewächshäuser werden umweltfreundlicher
Eine weitere Transportdeklaration findet nicht statt. Mitgrund dafür ist gemäss Migros-Sprecher Patrick Stöpper, dass Transporte oftmals auch kombiniert werden. «Bananen kommen zum Beispiel per Schiff aus Kolumbien. In Rotterdam werden sie auf die Bahn verladen und in die Schweiz transportiert.»
Anders als Migros gibt Coop an, wenn das Produkt aus einem Gewächshaus stammt. «Unser Ziel ist es, zukünftig 100 Prozent der Gewächshäuser mit erneuerbarer Energie zu heizen», erklärt Sprecherin Andrea Bergmann. Einen konkreten Zeitplan nennt sie allerdings nicht.
Hier ist die Migros weiter. Sie hat beschlossen, per Ende 2025 nicht mehr auf fossil beheizte Gewächshäuser zu setzen. Statt Erdöl oder Erdgas kommen Wärmepumpen, Holz-Heizungen, Biogas oder Solaranlagen zum Einsatz. Stöpper ergänzt: «Eine Deklaration wird daher hinfällig.»