Studie: Abruptes Ende russischer Gasimporte würde 12,7 Prozent des BIP kosten
Ein abruptes Ende der Erdgas-Importe aus Russland würde die deutsche Wirtschaft einer Studie zufolge enorm einbrechen lassen.
Es sei von «Einbussen der deutschen Wirtschaftsleistung von insgesamt 12,7 Prozent» auszugehen, erklärte die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) am Dienstag. Rechnerisch seien davon etwa 5,6 Millionen Arbeitsplätze betroffen.
Die Untersuchung der Prognos AG im Auftrag der vbw beschreibt das Szenario eines Lieferausfalls von russischem Gas ab Juli. Der Analyse zufolge wäre in diesem Fall der Gasbedarf der Industrie nicht einmal zur Hälfte gedeckt. «Die Wertschöpfung der direkt betroffenen Branchen würde um 3,2 Prozent sinken, was einem Verlust von rund 49 Milliarden Euro entspricht», erklärte die vbw.
«Besonders betroffen sind Branchen wie die Glasindustrie oder die Stahlverarbeitung, dort müssen wir davon ausgehen, dass die Wertschöpfung um fast 50 Prozent zurückgeht», erklärte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Ähnliches gelte für die Bereiche Chemie, Keramik, Nahrungsmittel und Textil sowie das Druckereiwesen - hier würden die Wertschöpfungsverluste bei über 30 Prozent liegen.
Hinzu kämen laut dem Verband enorme «Dominoeffekte», welche die «gesamte Wertschöpfungskette» empfindlich treffen würden. «Im Studienszenario kommen wir zu einem Rückgang der Wertschöpfung um weitere 144 Milliarden Euro (-9,4 Prozent)», erklärte Brossardt. «Die Störungen in den intensiv verflochtenen Produktions- und Lieferketten hätten also branchenübergreifend etwa die dreifache Auswirkung im Vergleich zu den direkten Folgen.»
Die Wirtschaftsvereinigung zog aus der Studie den Schluss, dass die Diversifizierung des deutschen Erdgas-Bezugs weiter vorangetrieben werden müsse. Ziel muss die vollständige Unabhängigkeit von russischem Gas «in möglichst kurzer Zeit» sein. Ausserdem müsse die Energiewende entschieden vorangetrieben werden.