Tamedia-Chef rechtfertigt Ende des «Berner Modells»
Die beiden Berner Tageszeitungen «Berner Zeitung» und «Der Bund» fusionieren per Herbst diesen Jahres. 20 Vollzeitstellen sind betroffen, gibt Tamedia bekannt.
Das Wichtigste in Kürze
- Tamedia legt die «Berner Zeitung» und den «Bund» komplett zusammen.
- Per Oktober 2021 gibt es nur noch eine Redaktion.
- 20 Vollzeitstellen sind betroffen, was rund 30 Jobs entspricht.
Das Ende des sogenannten «Berner Modells» ist da. Jahrzehntelang existierten auf dem Berner Medienplatz zwei Tageszeitungen.
Zum einen die «Berner Zeitung», zum anderen «Der Bund». Faktisch wird es diese beiden Titel weiterhin geben. Das «Aber», das es hier jedoch einzuwenden gibt, wird heute Donnerstag um das entscheidende Kapitel erweitert.
Wie Tamedia kommuniziert, fusionieren auch die letzten übrig gebliebenen Redaktionen zu einer. Im Verlauf des späteren Morgens wurde das Personal der beiden Zeitungen vom Mutterkonzern Tamedia informiert.
Es ist der letzte Schritt einer schrittweisen, unfreiwilligen Heirat. Bereits vor drei Jahren fusionierten die überregionalen Ressorts.
«Eher Hebamme als Totengräber»
Eine gemeinsame Redaktion mit zwei eigenständigen Titeln – darin sieht Tamedia-Co-Geschäftsführer Marco Boselli keinen Widerspruch. «‹Der Bund› wird weiterhin eher ein städtisches Publikum ansprechen, die ‹Berner Zeitung› ein eher ländliches.»
Boselli sieht sich nicht als Totengräber des bestehenden «Berner Modells», sondern als Hebamme eines neuen. «Die Zukunft ist, dass man zusammen stark ist und diese Stärke ausspielt.»
Durch die Fusion werden voraussichtlich 20 Vollzeitstellen gestrichen. Aufgrund von Teilzeitpensen dürften sich diese 2000 Stellenprozente auf rund 30 Personen verteilen. Die Kündigungen werden im Sommer ausgesprochen.
Das bringt Unsicherheit für die Belegschaft. Noch wird diese aber gebraucht um in Proejktteams die konkrete Umsetzung der Neuorganisation voranzutreiben. «Das tut uns leid, aber es ging nicht anders», sagt Boselli.
Stapi ist «verärgert»
Der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried zeigt sich in einer Mitteilung enttäuscht und verärgert über den Tamedia-Entscheid. «Das ist ein schwarzer Tag für den Medienplatz Bern», lässt er sich zitieren.
Die beiden Zeitungen seien für eine differenzierte, kritische und unabhängige öffentliche Debatte von grosser Bedeutung gewesen. Mit dem Abschied vom «Berner Modell» habe Tamedia die eigenen wirtschaftlichen Interessen höher gewichtet als ihre medienpolitische Verantwortung.
Auch die Kantonsregierung teilte ihr Bedauern über den Entscheid mit. Finanzdirektorin Beatrice Simon twitterte, für sie gehe damit nicht nur ein Stück Geschichte, sondern auch viele Arbeitsplätze verloren.