Temu nutzt diese Strategien zum Käuferfang – und überholt Shein
Die chinesische Handelsplattform Temu bietet Produkte zu aggressiven Tiefpreisen an. In mehreren Punkten stehen die Verkaufstaktiken in der Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Onlineplattform Temu hat Shein in Verkaufs- und Kundenzahlen überholt.
- Das Unternehmen ermittelt Trends durch KI und produziert dann entsprechend.
- Die Bereiche Menschenrechte, Datenmissbrauch und Produktsicherheit werden kritisiert.
Mit dem Slogan «Shoppen wie ein Millionär» und vehementer Werbung wirbt Temu für seine Plattform. Der chinesische Onlinehändler bietet Produkte aus allen Bereichen zu Spottpreisen an. Heruntergeladen wurde die App im Google Play Store mittlerweile 50 Millionen Mal. Während der steigenden Inflation scheint das günstige Angebot auf starke Nachfrage zu treffen.
Neben Shein und Wish macht das Unternehmen damit im grossen Stil den westlichen Onlinehändlern Konkurrenz. Im Mai überholte Temu bereits den Anbieter Shein bei den monatlichen Verkaufs- und Kundenzahlen.
Hinter der Plattform steht die an der US-Börse gelistete PDD Holdings. Der Milliardenkonzern erwirtschaftete 2022 einen Umsatz von rund 20 Milliarden US-Dollar (knapp 18 Milliarden Franken). Der operative Gewinn des Unternehmens stieg mit 4,4 Milliarden um glatte 341 Prozent gegenüber 2021. Seit April 2023 ist Temu in Deutschland verfügbar und lockt Interessenten mit aggressiver Werbung.
Hohe Verkäufe durch Tricks und Trendverfolgung
Dabei gilt Temu nicht selbst als Händler, sondern bietet lediglich anderen Händlern eine Verkaufsplattform. Die chinesischen Händler können ihre Ware direkt von der Fabrik aus versenden, ohne sie teuer zwischenlagern zu müssen.
Die zweite Ursache für das günstige Angebot ist der Weltpostvertrag. Damit sei der Versand von Paketen aus China nach Deutschland teilweise günstiger als von Hamburg nach München. Laut «Business Insider» gebe es auch Steuervorteile für Direktimporte: Für Versendungen unter 100 Euro müsse Temu keinen Zoll zahlen – das ergibt einen Preisvorteil bis zu 35 Prozent.
Für die Trenderkennung setzt die Handelsplattform wie Shein auf Künstliche Intelligenz. Damit werden in Echtzeit Trends erkannt und nachproduziert. Die Geschwindigkeit in Tracking und Produktion ermöglicht Herstellung und Lieferung binnen einer Woche. Ausgewertet werden dabei unter anderem Social-Media-Suchverläufe.
Temu und Zwangsarbeit?
Kritisiert wird unter anderem die Missachtung von Produktsicherheit und Menschenrechten. Da die Artikel aus der Billigproduktion verschiedenster Händler stammen, könne die Funktionstüchtigkeit von Elektroartikeln und Chemikalien schwer nachvollzogen werden.
Eine Analyse soll einige Herstellungen in der Provinz Xinjiang belegt haben. Dort werden die von China unterdrückten Uiguren zur Zwangsarbeit verpflichtet.
In einem Bericht der US-Kommission wurde zudem Datenmissbrauch bei Temu beanstandet.