Ticketcorner wehrt sich mit eigener Tauschbörse gegen Viagogo
Noch immer werden etliche Menschen vom Tickethändler Viagogo abgezockt. Branchenprimus Ticketcorner hat die Schnauze voll und gründet eine eigene Tausch-Börse.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Wiederverkaufsplattform Viagogo steht seit Jahren wegen Abzocke in der Kritik.
- In der Schweiz sind noch immer Klagen der FIFA oder des SECO hängig.
- Nun lanciert Branchenprimus Ticketcorner eine eigene Online-Tauschbörse.
Massiv überteuert oder schlichtweg gefälscht. Das Business mit Konzertkarten blüht. Besonders die Ticketbörse Viagogo wird von Künstlern, Musikclubs oder gar Fussballverbänden scharf kritisiert.
Ticketcorner, der marktführende Tickethändler der Schweiz, hat genug vom Zusehen. Wie CEO Andreas Angehrn erklärt, würden sie «täglich dutzende Rückmeldungen von verunsicherten Veranstaltern und Kunden» erhalten.
Die Zweitmarktplattformen würden mit unlauteren Methoden verärgern und verwirren. Ticketcorner sei geforderet, das Thema aufzugreifen.
So funktioniert die «seriöse» Ticketbörse
Ticketcorner lanciert voraussichtlich schon Ende Monat die eigene Tauschbörse «FanSale».
«Der bereits registierte Ticketverkäufer kann die Angaben von den zu verkaufenden Tickets im System eingebeben», so Anghern.
Er gibt Datum, Konzert und Auftragsnummer ein, und das Ticket wird auf «FanSale.ch» zum Ausgabepreis angeboten. Die Tickets werden also weder überteuert, noch vergünstigt wieder verkauft.
«Sobald die Tickets einen neuen Abnehmer gefunden haben, werden die alten Ticketcodes gelöscht.»
Der «neue» Käufer erhält dann ein neues print@home-Ticket.
Doch warum reagiert Ticketcorner erst jetzt?
Der CEO stellt klar: «FanSale ist für Ticketcorner eine Investition, kein Geschäftsmodell.» Ticketcorner habe lange nicht am Zweitmarkt teilnehmen wollen.
Doch aufgrund des Graumarkt-Ausmasses in jüngster Zeit «will Ticketcorner ein Zeichen setzen und eine faire Alternative bieten.»
Hoffnung auf rechtliche Schritte gegen Viagogo steigt
Auf rechtlicher Seite steht besonders der Kampf gegen Viagogo im Fokus. In Österreich hat der Wettbewerbsschutzverband erfolgreich Klage eingereicht. Ebenso die deutsche Band Rammstein.
In der Schweiz haben unter anderem die FIFA und das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO Klagen eingereicht. Doch man warte noch immer auf ein Urteil, erklärt Cécile Thomi, Leiterin Recht bei der Stiftung für Konsumentenschutz.
Es wäre wünschenswert, «wenn noch vor Beginn der Open Air-Saison mindestens in einem der beiden Verfahren ein Urteil gefällt würde.»
Wenn der Ticket-Zweitmarkt umso mehr zum Thema werde. Denn sie gehe davon aus, dass im Falle der SECO-Klage das Handelsgericht die Forderungen stützen werde.
Das SECO will Viagogo nicht verbieten, sondern zu viel mehr Transparenz zwingen.