Türkei kämpft gegen Lira-Schwäche und Tourismus-Misere
Die Türkei hat momentan an mehreren Fronten wirtschaftliche Probleme. Die Lira, türkische Landeswährung, steuert wieder auf ein Rekordtief zu.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Türkei kämpft derzeit gegen mehrere schlechte Wirtschaftsdaten.
- Die Landeswährung Lira schwächelt und die Auslandsschulden verteuern sich.
- Zudem leidet die Tourismusbranche unter den Folgen des Coronavirus: Reisende bleiben fern.
Schwächelnde Landeswährung, schmelzende Devisenvorräte, wegbleibende Touristen: Die Türkei kämpft derzeit an mehrere Fronten gegen schlechte Wirtschaftsdaten. Die Lira bewegte sich am Mittwoch wieder auf das erst im Mai erreichte Rekordtief zu. Sie notierte nur noch bei 7,015 zum Dollar.
Für das rohstoffarme und auf Importe angewiesene Schwellenland sind das schlechte Nachrichten. Damit verteuern sich doch die Importe merklich. Das wiederum nagt an Unternehmensgewinnen und der Kaufkraft der Verbraucher.
Zudem ist die Türkei im Ausland stark verschuldet, weshalb der Schwächeanfall der Lira die Rückzahlung verteuert. Die Ratingagentur S&P schätzt, dass mehr als ein Drittel aller Kredite in Fremdwährungen aufgenommen wurden.
Zentralbank kann Lira nicht unterstützen
Ein Grund für den Kursrutsch ist ein kräftiger Einbruch der Währungsreserven der Zentralbank, der das Vertrauen in die Lira unterminiert. Die Reserven fielen von 81 auf 51 Milliarden Dollar. Seit 2019 haben die Zentralbank und staatliche Geldhäuser mehr als 110 Milliarden Dollar ausgegeben, um die heimische Währung zu stützen.
Die Reserven dürften aufgrund des Leistungsbilanzdefizits «und der Tatsache, dass der öffentliche Sektor keine ausländischen Gelder anzieht», weiter sinken. Dies sagen Analysten von Goldman Sachs. «Daher werden Versuche, die Lira auf einem bestimmten Niveau zu halten, wahrscheinlich nicht funktionieren.»
Tourismus leidet unter Corona
Die wichtige Tourismusbranche belastet das Fernbleiben ausländischer Gäste. Im Frühjahr 2019 summierten sich die Tourismuseinnahmen noch auf mehr als acht Milliarden Dollar. Doch im ersten Halbjahr 2020 brach die Zahl ausländischer Besucher um 75 Prozent auf 4,51 Millionen ein. Auch deshalb erwarten die von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Ökonomen einen Fall von vier Prozent beim türkischen Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr.