Türkische Geldpolitik: Zentralbank hebt Leitzins erneut an
Die türkische Zentralbank will mit ihrer Geldpolitik gegen die Inflation ankämpfen. Der Leitzins wurde deshalb um weitere auf 17 Prozent angehoben.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Türkei kämpft gegen die fortschreitende Inflation an.
- Die türkische Zentralbank hat nun den Leitzins auf 17 Prozent erhöht.
- Dies wurde monatelang gefordert. Die Bank richtete sich jedoch nach Staatschef Erdogan.
Die türkische Zentralbank hat den Leitzins um weitere zwei Punkte auf 17 Prozent angehoben. Der Schritt ziele darauf ab, die fortschreitende Inflation in der Türkei einzudämmen. Dies teilte der Ausschuss der Geldpolitik der Zentralbank am Donnerstag in Ankara mit.
Die Inflationsrate in der Türkei dürfte nach Einschätzung der Zentralbank bis Jahresende 14 Prozent überschreiten. Bis Ende kommendes Jahres soll die Inflationsrate auf 9,4 Prozent zurückgefahren werden.
Nach der Leitzins-Anhebung gewann die türkische Lira gegenüber dem Dollar leicht an Wert: Der Wechselkurs betrug am Mittag 7,6 Lira für einen Dollar.
Die erneute Zinsanhebung gebe den Investoren Sicherheit, dass die Hinwendung zur traditionellen Geldpolitik Bestand habe. So schätzt es der Analyst Jason Tuvey von Capital Economics ein. Damit habe die Zentralbank vorerst genug getan. Es sei damit zu rechnen, dass der Leitzins nun mindestens ein halbes Jahr lang stabil bleibe.
Geldpolitik lief nach Erdogans Willen
Es war bereits die zweite Anhebung des Leitzinses seit der Amtsübernahme des Zentralbankchefs Naci Agbal Anfang November. Bereits in seiner ersten geleiteten Sitzung im selben Monat war der Leitzins um 4,75 Punkte auf 15 Prozent angehoben worden. Ein solcher Schritt war seit Monaten gefordert worden, um die hohe Inflation zu bremsen.
Agbals Vorgänger Murat Uysal war vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan entlassen worden. Einen Tag danach trat Finanzminister Berat Albayrak zurück, der Schwiegersohn Erdogans.
Unter der alten Führung hatte die Zentralbank Forderungen nach einer Leitzins-Erhöhung ignoriert. Stattdessen senkte sie den Leitzins mehrfach auf Druck von Erdogan. Dieser bezeichnete Zinserhöhungen wiederholt als «Vater und Mutter allen Übels».
Nach dem Austausch von Zentralbankchef und Finanzminister versprach Erdogan dann allerdings eine «neue Ära». Auch wenn dies eine «bittere Pille» sei.