Unsicherheit über die Zukunft Intels Chip-Werk in Magdeburg
Das mit 30 Milliarden Euro veranschlagte Chip-Werk-Projekt von Intel in Magdeburg könnte auf Eis gelegt oder sogar komplett eingestellt werden.
Es ist eine strategische Entscheidung, die den Technologie-Standort Deutschland beeinflussen könnte: Intels geplantes neues Chip-Werk in Magdeburg wird möglicherweise nicht realisiert. Trotz einer geplanten Investition von 30 Milliarden Euro (28,3 Milliarden Franken) und einem ambitionierten Plan, die weltweit fortschrittlichsten Halbleiter herzustellen, könnte das Projekt jetzt aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten des Unternehmens eingestampft werden.
Nach Berichten mehrerer US-Medien plant Intel-Chef Pat Gelsinger Mitte September, dem Verwaltungsrat des Unternehmens einen Sanierungsplan vorzulegen. Obwohl die genauen Details des Plans bisher nicht bekannt sind, könnten sie laut der Nachrichtenagentur Reuters auch die Einstellung des Chip-Werks in Magdeburg mit einschliessen, berichtet das «Handelsblatt».
Intel: Ein bedeutendes Projekt auf dem Prüfstand
Das Magdeburger Werk, dessen erster Spatenstich das Unternehmen bis Ende des Jahres geplant hatte und dessen Produktion 2027 aufgenommen werden sollte, wäre eines der teuersten und modernsten seiner Art gewesen.
Doch inmitten einer Phase finanzieller Schwierigkeiten, in der Intel trotz heftiger Verluste auch den Verkauf von Geschäftsbereichen in Betracht zieht, wirkt das Projekt zunehmend riskant.
Intel hat bereits den Abbau von rund 15'000 Arbeitsplätzen angekündigt und zielt darauf ab, im kommenden Jahr mehr als zehn Milliarden Dollar einzusparen. Der Teilverkauf der Sparte für programmierbare Chips, Altera, die Intel 2015 für 16,7 Milliarden Dollar erworben hatte, könnte ebenfalls Teil der Sparmassnahmen sein, um die finanzielle Last des Unternehmens zu reduzieren.
Spannungen zwischen Hoffnungen und realen Herausforderungen
Obwohl das mit Unbestimmtheit behaftete Schicksal des Magdeburger Werks Anlass zur Sorge gibt, gibt es auch Zweifel an Gelsingers Strategie, das Unternehmen neu zu positionieren.
Gelsinger hatte vorgeschlagen, Intel solle nicht nur eigene Chips entwickeln, sondern auch Halbleiter für andere Produzenten herstellen. Doch bislang sind die Aufträge für Intels «Foundry Division» von anderen Kunden rar, und die Einheit schrieb im letzten Quartal einen Verlust von 2,8 Milliarden Dollar aus.
Trotz der offenen Fragen und der finanziellen Schwierigkeiten des Unternehmens äusserten Vertreter der Bundesregierung Zuversicht, dass Intel das Projekt nicht komplett fallen lassen werde. Ein Insider zufolge gäbe es allerdings seit der Ankündigung von Gelsingers keine Gespräche auf Spitzenebene zwischen der Regierung und Intel.
Die Bundesregierung in Deutschland hat ihrerseits sichergestellt, dass umfangreiche Unterstützung angeboten wird, falls das Projekt voranschreitet. Sie hat bereits vier Milliarden Euro im Klima- und Transformationsfonds (KTF) für das laufende Jahr für Intel reserviert. Dies ergänzt die Rekordsubvention von rund zehn Milliarden Euro, die das Magdeburger Werk unterstützt.