Unternehmen werden Frauenquoten schon 2024 erfüllen
Die Geschlechtergleichheit in den höchsten Etagen der Schweizer Unternehmen wird wohl früher erreicht, als ursprünglich gedacht, stellt ein Bericht fest.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bund hat vor knapp zwei Jahren Geschlechterrichtwerte für Unternehmen gesetzt.
- Diese werden wohl noch vor Berichterstattungspflicht die Ziele erreichen.
- Zu diesem Schluss kommt ein Bericht, der die Lage analysiert hat.
Im September 2020 verabschiedete der Bundesrat Geschlechterrichtwerte für grosse, börsenkotierte Unternehmen. Demnach soll in den Geschäftsleitungen eine Frauenquote von 20 und in den Verwaltungsräten eine Quote von 30 Prozent existieren, mindestens.
Die Unternehmen haben noch bis 2026, beziehungsweise bis 2031 für die Quote in den Geschäftsleitungen Zeit, dies umzusetzen. Sollte dies nicht der Fall, kommen keine Sanktionen zum Zug. Aber die Firmen werden begründen müssen, weshalb sie es nicht umsetzen konnten. Verbesserungsmöglichkeiten werden vom Bundesrat auch erwartet.
Diese Ziele werden jedoch wohl schon früher erreicht. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht von Guido Schilling, der ein Personalberatungsunternehmen führt. Sein sogenannter «Schilling-Report» erscheint jährlich: dieses Jahr im Zeichen der Geschlechtergleichheit und der Diversity.
Im Privatsektor hat Schilling die hundert grössten Arbeitgeber unter die Lupe genommen: SBB, Logitech, Mobiliar, Migros, und weitere. Die Rekorde häufen sich.
Rekorde in den Geschäftsleitungen
In den Geschäftsleitungen sei der Frauenanteil erstmals um vier Prozentpunkte gestiegen und liege jetzt bei 17 Prozent. Von den Neumitgliedern seien 36 Prozent Frauen gewesen.
In den Verwaltungsräten liege die Quote vier Prozentpunkte unter der Richtlinie von 30 Prozent. Das stelle einen Anstieg von zwei Prozentpunkten seit letztem Jahr dar. Guido Schilling erwartet demnach, dass die Geschlechterrichtlinie des Bundes schon 2024 erreicht werden könnte.
Die 20 Unternehmen des Schweizer Börsenindexes SMI seien vorbildlich unterwegs, schreibt Schilling weiter. Der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen habe die 30 Prozent-Marke schon erreicht.
In den Verwaltungsräten liege die Quote aktuell bei 19 Prozent. Nur drei SMI-Unternehmen hätten noch keine Frau in der Geschäftsleitung; eines habe letzte Woche erst eine Frau in das Gremium geholt. Frauenlos sind indes noch Swisslife, Richemont und Geberit.
Gegenüber Nau.ch erklärt Guido Schilling, die Schweiz sei in der sogenannten «Bewusstseinsphase»: «Sie geht erfreulicherweise viel schneller voran, als vermutet.»
Die Unternehmen sähen die «grossen Vorteile von einer guten Durchmischung von Frauen und Männer in den Führungsteams». Deshalb seien sie auch bereit, Voraussetzungen zu erfüllen, damit Familie und Beruf nebeneinander Platz hätten, so Schilling.
Zudem kämen immer mehr gut ausgebildete und selbstbewusste Frauen ins Berufsleben. In den oberen Etagen von Unternehmen würden genau solche Kandidatinnen gesucht. Die Schweiz liege jedoch immer noch auf den hinteren Rängen im internationalen Vergleich: Es gibt also noch Luft nach oben.
Aber auch im öffentlichen Sektor werde die Frauenquote stetig erhöht. 23 Prozent der Topkader seien Frauen, mit einem Rekordwert von 39 Prozent der Neumitglieder. Ausserdem seien die Hälfte aller freien Stellen der Bundesverwaltung mit Frauen besetzt worden – zum dritten Mal in Folge. Die Kantone hinkten in dieser Hinsicht noch nach.
Trotzdem: «Der Bund fordert nicht nur ein, sondern lebt es vorbildlich vor», so das Fazit von Schilling.