VW in der tiefen Krise: Wie geht es weiter?
Der Autobauer VW steckt in der Krise. 30'000 Stellen droht die Streichung.
Volkswagen, Europas grösster Autohersteller, steckt in einer tiefen Krise. Die Verkaufs- und Produktionszahlen sind drastisch eingebrochen. Während in Spitzenzeiten etwa 800'000 Autos pro Jahr das Band im Mutterwerk in Wolfsburg verliessen, waren es 2023 lediglich 490'000, wie die «Tagesschau» berichtet.
Die Unsicherheit beim Automobilriesen aus Wolfsburg ist gross. Eine unbestätigte Zahl im Raum: 30'000 Stellen könnten gestrichen werden, berichtet das «Manager Magazin».
Hohe Kosten und mangelnde Nachfrage
Die hohen Kosten und die mangelnde Nachfrage belasten den Konzern schwer. Die Werke in Hannover und Emden, die neben Verbrennermotoren auch E-Modelle wie den elektrischen ID.Buzz oder ID.4 produzieren, sind wegen mangelnder Nachfrage nicht ausgelastet. Auch das ausschliesslich E-Autos produzierende Werk in Zwickau erreicht nicht die geplanten Produktionszahlen.
Die Marke Volkswagen leidet unter hohen Energiepreisen und Lohnkosten in Deutschland, sowie einer jahrelang gewachsenen und üppigen Verwaltung. Ein Auto für 30'000 Euro bringt nur etwa 700 Euro Gewinn, was weit unter den Zielvorgaben des Vorstands liegt.
Elektromobilität und chinesische Konkurrenz
Volkswagen hat sich zu spät auf die Elektromobilität eingelassen. Das günstigste E-Auto kostet bei VW knapp 37'000 Euro, was es schwer macht, mit anderen Herstellern zu konkurrieren. Im ersten Halbjahr verkaufte VW nur knapp 170'000 Elektro-Wagen, was gerade mal 7,5 Prozent vom Gesamtabsatz ausmacht.
Die chinesische Konkurrenz drängt in den Markt und könnte VW den Anschluss abschneiden, sobald chinesische Hersteller in Europa massenhaft günstig produzieren können.
Politische Reaktionen
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck besuchte das VW-Werk in Emden und betonte die grosse Bedeutung des VW-Konzerns, gab sich aber ansonsten unbeeindruckt. «Der Grossteil der Aufgaben wird von Volkswagen selbst gelöst werden müssen», sagte Habeck nach dem Besuch des Werks.
Ein «Autogipfel» mit dem Bundeswirtschaftsminister ist für Montag angesetzt, um über die Krise in der Autobranche und mögliche Unterstützungen zu diskutieren.
Widerstand und Sparpläne
Der Betriebsrat und die IG Metall kündigten «erbitterten Widerstand» gegen die angekündigten Sparmassnahmen und Werksschliessungen an. Die IG Metall zeigt sich offen für eine Vier-Tage-Woche, hält aber an ihrer Lohnforderung fest.
Volkswagen will den Sparkurs verschärfen und hat die alte Zusicherung an die Arbeitnehmer zurückgenommen, wonach es keine betriebsbedingten Kündigungen gibt. Bis zu 30'000 Stellen könnten in Gefahr sein, obwohl der Konzern dies dementiert.
Historische und aktuelle Herausforderungen
Volkswagen hatte in der Vergangenheit einen grossen Vorteil bei der Dieseltechnologie, den es jedoch nicht genutzt hat, um sich auf die Elektromobilität vorzubereiten. «Da waren andere einfach schneller», sagt Ökonom Jens Südekum im ZDF.
Die deutsche Auto-Industrie insgesamt kämpft mit schwachen Absatzzahlen und hohen Kosten für den Umstieg auf den E-Antrieb. Dies lässt die Gewinne schmelzen. Volkswagen meldete im ersten Halbjahr 14 Prozent weniger Überschuss, bei BMW ging es um fast 15 Prozent nach unten, bei Mercedes-Benz um fast 16 Prozent.
Zukunftsperspektiven
Experten regen an, dass Volkswagen offen für ausländische Investoren sein sollte, um Technologie zu importieren und den Rückstand bei der Elektromobilität aufzuholen. Die Politik solle dabei nicht direkt eingreifen, sondern nur die Rahmenbedingungen stellen.
Weit bessere Bedingungen für E-Mobilität will die Bundesregierung schaffen, unter anderem durch Steuererleichterungen für E-Autos. Diese Massnahmen sollen im Kabinett besprochen werden.