Wärmepumpen dominieren erst bei Neubauten deutlich
Welches Heizsystem ist für mich das richtige? Geht es um Neubauten, antwortet schon länger eine Mehrheit der Bauherren mit «Wärmepumpe».
Das Wichtigste in Kürze
- Bei Neubauten sind Wärmepumpen inzwischen das dominierende Heizsystem.
- Viele ältere Gebäude nutzen aber auch nach einer Renovierung wieder Öl und Gas.
Bei der Frage nach dem dominierenden Heizsystem muss man zwischen Neubau und Renovationen unterscheiden. Bei Neubauten ist die Antwort klar. Öl- und Gasheizungen machen hier nur noch einen verschwindend kleinen Teil aus.
«90 Prozent der Neubauten erhalten eine Wärmepumpe», sagt der Geschäftsführer der Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz, Stephan Peterhans, gegenüber AWP. Die restlichen 10 Prozent teilen sich auf Fernheizungen, Holzheizungen sowie Öl- oder Gassysteme auf.
Ähnlich tönt es bei der im Bereich Heizung, Lüftung und Klima (HLK) tätigen, börsenkotierten Meier Tobler Gruppe. Diese vertreibt als Händlerin von Wärmepumpen Heizungen von Marken wie Oertli oder Bosch.
Genaue Zahlen zu den einzelnen Systemen nennt das Unternehmen zwar nicht, einen Hinweis gibt Martin Schäppi, Leiter Unternehmenskommunikation aber dennoch: «Es sind mehrheitlich Wärmepumpen. Nicht vergessen dürfen wir Holz, diese Technologie hat in den letzten Jahren ebenfalls stark zugelegt.»
Etwas anders sieht das Bild im Bereich Renovationen aus. Dort entscheiden sich nach wie vor viele Bauherren für den Ersatz einer alten Öl- oder Gasheizung durch eine neue.
Öl und Gas bald verboten
Im Kanton Zürich beispielsweise ist der Einbau fossiler Heizungen nach der Annahme des Energiegesetzes durch das Stimmvolk Ende des vergangenen Jahres nur noch bis Ende August erlaubt. Das neue Gesetz schreibt vor, dass Öl- und Gasheizungen am Ende ihrer Lebensdauer durch Alternativen ersetzt werden müssen. Also etwa durch Fernwärme, eine Wärmepumpe oder den Anschluss an einen Wärmeverbund mit Holzschnitzeln. Auch Biogas wäre zulässig.
«Rund 50 Prozent der Bauherren, die sich noch in diesem Jahr entscheiden müssen, bauen noch schnell eine Öl- oder Gasheizung ein», bestätigte Peterhans vom Dachverband der Wärmepumpen. Meistens liege der Grund darin, dass die Bauherren den Papierkrieg fürchteten.
Ein weiterer Grund für den Entscheid gegen eine Wärmepumpe oder ein anderes CO2-ärmeres System ist die Uneinigkeit mehrerer Bewohner eines grösseren Hauses. «Wir wissen, dass zukunftsweisende Sanierungen von Mehrfamilienhäusern im Stockwerkeigentum oft von Blockaden betroffen sind und darum Öl mit Öl ersetzt wird», so der Meier Tobler-Sprecher Schäppi. Er geht aber davon aus, dass die Verknappung von Öl und Gas durch den Krieg in der Ukraine dem Wandel hin zur Wärmepumpe weiter Auftrieb geben wird.
Öl-Heizungen manchmal berechtigt
Gleichzeitig bricht er den fossilen Systemen noch eine letzte Lanze: «Es gibt berechtigte Sanierungen, wo Öl mit Öl ersetzt wird. Denn in jeder »alten« Heizung steckt immer viel graue Energie deren teilweise Weiternutzung sinnvoll sein kann; beispielsweise als Spitzenlast-Abdeckung, die dann in Ergänzung zu einer kleiner dimensionierten und damit effizienteren Wärmepumpe weiterarbeitet.»
Unabhängig davon werden aber Öl- und Gasheizungen über kurz oder lang verschwinden. Im Kanton Zürich waren per Ende 2021 noch rund 120'000 fossil betriebene Heizungen installiert, welche schon in wenigen Wochen nicht mehr durch ähnliche Systeme ersetzt werden können.
Wer bereits auf ein neues Heizsystem wartet, muss sich aber allenfalls in Geduld üben, je nachdem, wie weitsichtig der Umbau geplant wurde. Denn die Engpässe in den globalen Lieferketten und der Mangel an qualifiziertem Personal liessen die Lieferzeiten zuletzt länger werden.
Wie lange ist nicht ganz klar. Dies könne sehr unterschiedlich sein und sei abhängig vom Bewilligungsverfahren der jeweiligen Gemeinde und des Kantons, hiess es dazu bei Meier Tobler. «Von der Technologie ist dies weniger abhängig», meinte Schäppi. Er schätzt zudem, dass die Verfügbarkeit von Produkten und der Mangel an Installateuren einen mehr oder weniger gleich limitierenden Einfluss auf die Liefergeschwindigkeit haben.
Starke Nachfrage nach Wärmepumpen
Die ebenfalls börsenkotierte und im Bereich HLK aktive Firma Zehnder ist zwar nicht auf Wärmepumpen spezialisiert, hat aber dennoch ein eigenes Modell im Angebot. Dieses sei ab Lager lieferbar und könne innert Wochenfrist auf die Baustelle geliefert werden, erklärte Zehnder-Finanzchef René Grieder. «Aufgrund der starken Nachfrage nach Wärmepumpen ist es aber möglich, dass es in der zweiten Jahreshälfte zu einem Engpass bei der Installation kommen kann», fügte er an.
Laut dem Wärmepumpen-Verband kommt es am ehesten zu Bauverzögerungen, wenn zu einer bereits geplanten und bestellten Anlage spezielle Einzelteile nachträglich nachbestellt werden oder bei gewissen einzelnen Modellen. Für Peterhans sind sowohl der Mangel an Installateuren wie auch an Materialien oder Teilen eine Herausforderung für die Bauherren. «Eine vorausschauende Planung ist deshalb empfehlenswert.»