Wegen Schwangerschaft: Angestellte verliert Stelle in Frauenklinik
Eine Pflegeassistentin wollte nach dem Mutterschaftsurlaub ihr Pensum reduzieren. Die Frauenklinik des Inselspitals legt ihr die Kündigung nahe.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Inselspital-Mitarbeiterin wird nach der Schwangerschaft nicht weiter beschäftigt.
- Sie wollte ihr Pensum reduzieren.
- Dies sei nicht möglich, sagte ihr Arbeitgeber – die Frauenklinik.
Wenn nicht hier, wo sonst: Die Frauenklinik des Inselspitals wirbt damit, dass sie Teilzeitstellen fördere. Das Inselspital unterstützt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Doch nicht im Fall von Sarah Peter, Pflegeassistentin und mittlerweile frischgebackene Mutter. Sie tritt mit ihrer Geschichte in der neusten Ausgabe der Gewerkschaftszeitung «Work» an die Öffentlichkeit.
«Du musst kündigen»
Sie habe im Januar ihre Chefin informiert: Dass sie nach der Schwangerschaft weniger arbeiten wolle, noch 50 statt 70 Prozent. Nach einigem Hin und Her fragte sie konkret, ob sie denn nach dem Mutterschaftsurlaub ihre Stelle noch habe. Die Antwort: «Ah, nein, du musst kündigen.»
An und für sich eine unnötige Frage: Bis zur Geburt und 16 Wochen danach gilt absoluter Kündigungsschutz. Auch danach ist der Kündigungsgrund «Mutterschaft» verboten. Obwohl Sarah Peter weiss, dass sie im Recht ist, kündigt sie schliesslich, aus Angst vor noch mehr Problemen.
Inselspital dementiert
Peter sagt, sie habe trotz Nachhakens nie erfahren, warum sie ihre Stelle verlor und auch noch selbst kündigen musste. Dies dementiert das Inselspital auf Anfrage von «Work». Man habe dargelegt, dass wegen der Pensen-Reduktion eine Kündigung aus betrieblichen Gründen unumgänglich sei. Auch auf die Möglichkeit, ein halbes Jahr unbezahlten Urlaub zu beziehen, habe man hingewiesen.
♀️ ✊ Ohne #Frauen keine Klinik! Das Team am Stand der #Frauenklinik am #Inselspital. #frauenstreik #frauenstreik2019 pic.twitter.com/57P0stjv7A
— Insel Gruppe (@inselgruppe) June 14, 2019
Dass Sachzwänge den Arbeitgeber harte Entscheidungen treffen lassen, kommt vor. Für Irritationen sorgt, dass ausgerechnet das Inselspital keine andere Lösung findet. Lobt es sich doch als «familienfreundliche Arbeitgeberin», unterstützte den Frauenstreik und wirbt mit Karrierechancen für Frauen. Gerade in einer Frauenklinik, wo man tagtäglich mit dem Thema «Mutter werden» konfrontiert ist, wäre man doch entsprechend sensibilisiert.
Schwangere und Mütter haben es schwer in der Frauenklinik
Wenn schon in einer Frauenklinik die Prioritäten anders gesetzt werden, wie sieht es dann in andren Betrieben erst aus? Denn, klagt Sarah Peter: Obwohl sich Schwangere alle paar Stunden hinlegen können müssten, habe es nirgend ein Bett. In einem Spital, wohlgemerkt – dem gleichen Spital, das vor Gericht wegen missbräuchlicher Kündigung einer schwangeren Ärztin verloren hat.
Auch ein Stillzimmer ist bei der Planung offenbar vergessen gegangen – und dies bei grossmehrheitlich weiblichem Personal. Das räumt auch die Insel-Gruppe ein; anderthalb Jahre nach dem Umzug in den Neubau soll sich dies aber ändern. «Ab nächster Woche steht ein offizielles Stillzimmer zur Verfügung.» Sarah Peter wird dies ein kleiner Trost sein: Sie ist ab November arbeitslos.