Weniger Börsengänge im ersten Quartal
Unternehmen halten sich mit einem Börsengang derzeit zurück. Grund sind vor allem die geopolitischen Spannungen und Turbulenzen im Bankensektor.
Das Wichtigste in Kürze
- Im ersten Quartal gab es weniger Börsengänge.
- Eine Studie zufolge bringen sich aber viele in Position.
- Gründe für das Abwarten sind unter anderem der Ukraine-Krieg und die Banken-Turbulenzen.
Ukraine-Krieg, Bankenturbulenzen, rasante Zinswende – das Umfeld für einen Start an der Börse könnte günstiger sein. Etliche Unternehmen warten daher ab. Doch gemäss einer Studie des Beratungsunternehmens EY rüsten sich viele für einen Gang auf das Börsenparkett. Viele Unternehmen schieben angesichts unsicherer Rahmenbedingungen ihre Pläne für einen Börsengang auf.
«Wir sehen derzeit eine grosse Zurückhaltung aufseiten der Börsenkandidaten», analysierte Tobias Meyer, Leiter Transaction Accounting und IPO Services bei EY Schweiz. Daran habe auch das relativ hohe Kursniveau bis Mitte März nichts geändert.
Anhaltende geopolitische Spannungen und die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor liessen Unternehmen abwarten. Weltweit wagten der EY-Zählung zufolge im ersten Quartal 299 Unternehmen den Sprung aufs Börsenparkett und damit acht Prozent weniger als im bereits vom Krieg in der Ukraine gedämpften Vorjahresquartal.
Die Unternehmen spielten bei diesen Börsengängen (Initial Public Offering, IPO) demnach 21,5 Milliarden Dollar ein und damit nicht einmal halb so viel wie ein Jahr zuvor (54,6 Mrd Dollar). Der grösste Börsengang im ersten Quartal war nach EY-Angaben die Erstnotiz der Gassparte des Ölkonzerns Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, die 2,5 Milliarden Dollar einbrachte.
Unternehmen wollen zum richtigen Zeitpunkt bereit sein
An der Schweizer Börse SIX gab es in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres keinen klassischen Börsenzugang. Allerdings listeten mit der Zhejiang HangKe Technology Incorporated Company und der Fangda Carbon New Material Co erneut zwei chinesische Firmen ihre Hinterlegungsscheine (GDR) an der Schweizer Börse. Dabei nahmen sie rund 338 Millionen Franken ein, wie EY schreibt.
Meyer geht jedoch davon aus, dass sich die konjunkturellen Rahmenbedingungen im laufenden Jahr wieder verbessern. «Die chinesische Wirtschaft fasst nach der Pandemie wieder Tritt, die US-Konjunktur entwickelt sich stark, wovon auch europäische Unternehmen profitieren werden», so der Experte. Zudem entwickle sich die Schweizer Wirtschaft «grundsätzlich gut». Entscheidend für weitere Börsengänge in diesem Jahr sei nun, dass sich die Finanzwelt beruhige und die makroökonomischen Bedingungen wieder besser würden.
Den europäischen IPO-Markt sehen die EY IPO-Experten laut Mitteilung «verhalten zuversichtlich». Aufgrund der bereits länger dauernden Phase mit schwierigen Marktbedingungen habe sich die IPO-Pipeline im vergangenen Jahr und auch im ersten Quartal weiter gefüllt. Nun würden sich die Unternehmen für einen Börsengang wappnen. «Wir beobachten, dass IPO Kandidaten daran arbeiten, ihre sogenannte IPO-Readiness sicherzustellen, um im richtigen Zeitpunkt bereit zu stehen», so Meyer.