Wie können Kunden Produkte aus Zwangsarbeit meiden?

Michael Bolzli
Michael Bolzli

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In China werden Uiguren für Zwangsarbeit ausgebeutet. Internationale Konzerne profitieren davon. Gefragt sind Konsumenten, aber auch die Politik und Wirtschaft.

Konsumenten
Konsumenten kaufen oft Produkte, ohne sich zuvor über deren Herkunft zu informieren. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Internationale Konzerne stehen im Verdacht, von Zwangsarbeit zu profitieren.
  • Der Experte rät Kunden, sich vor dem Kauf gut zu informieren.

Hygienemasken, Kleider und Smartphone-Komponenten: Für viele Produkte setzt China auf Zwangsarbeit durch Uiguren. Das prangern nicht nur Nichtregierungsorganisationen, sondern mittlerweile auch Regierungen an.

Zwangsarbeit gibt es in China seit den 50er Jahren. In der Provinz Xinjiang alleine leben bis 800'000 Gefängnisinsassen, welche in Fabriken schuften müssen.

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Siedlungsgebiete der Uiguren in der Provinz Xinjiang. - Keystone

Und das Regime weitet die Praxis aus. In den letzten paar Jahren hat Peking in der Region sogenannte Umerziehungslager gebaut. Hier werden vor allem Uiguren und Kasachen eingesperrt – ohne Gerichtsverfahren.

Nur wegen des Glaubens eingesperrt

Laut der kommunistischen Regierung handelt es sich dabei um Terroristen und Fundamentalisten. Gemäss NGOs werden aber Uiguren auch einzig ihres muslimischen Glaubens wegen eingesperrt.

Seit 2018 wurden hunderttausende in Fabriken geschickt, die meist neben den Lagern gebaut wurden. «Dort müssen sie Zwangsarbeit leisten», sagt Hanno Schedler zu Nau.ch. Er ist von der Gesellschaft für bedrohte Volker (GfbV) in Göttingen (D).

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Menschenrechtler kritisieren die Umerziehungslager in Xinjiang. - AFP/Archiv

Und nicht nur in Xinjiang. Eine Studie vom Frühjahr kommt zum Schluss, dass mindestens 80'000 Uiguren für Zwangsarbeit in andere Regionen Chinas verschickt wurden.

Transparenz von Firmen gefordert

«Firmen sollten transparent machen, mit welchen Methoden sie dafür sorgen, keine Zwangsarbeiter zu beschäftigen», fordert Schedler. Falls dies nicht möglich sei, sollen sie sich zumindest aus der Region Xinjiang zurückziehen.

Denn: «Dort geschieht in der Kombination aus Umerziehungslagern, Familientrennungen und Zwangssterilisierungen das, was man inzwischen als langsamen Völkermord bezeichnen kann.»

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Kleiderläden bleiben in diesen Tage geschlossen. - Keystone

Ende letzter Woche haben über 180 Organisationen verschiedene Weltkonzerne aufgefordert, innerhalb eines Jahres über ihre Arbeit in Xinjiang Rechenschaft abzuliefern. Darunter sind etwa Amazon, Adidas, C&A, H&M, Nike, Puma, Zara und Ikea. Da 84 Prozent der in China angebauten Baumwolle aus Xinjiang stammt, sind vor allem Textil- und Modefirmen betroffen.

Kunden sollen Firmen unter die Lupe nehmen

Schedler rät Konsumenten, sich zu informieren. «Kunden sollen darauf achten, wie transparent Firmen in ihrer öffentlichen Kommunikation auf das Thema Wirtschaft und Menschenrechte eingehen.» Und ob sie Aufforderungen wie der globalen Koalition nachkommen.

In Deutschland gibt es das Label «Grüner Knopf», welches vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ins Leben gerufen hat. Produkte müssen gewisse menschenrechtliche- und Umweltstandards einhalten. Ein ähnliches Label kennt die Schweiz nicht, allerdings verkaufen mehrere Detailhändler Kleider mit sozialen Labels. Eine Übersicht gibt es hier.

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Der chinesische Präsident Xi. - Keystone

In der Pflicht sieht Schedler auch die Regierungen. Mit Blick auf Deutschland erklärt er, dass sich Firmenchefs oft hinter der Politik verstecken. «Deswegen müssen die gesetzlichen Verpflichtungen verschärft werden.» Etwa, indem eine Region, wo eine Firma produzieren will, zuvor auf die Einhaltung der Menschenrechte analysiert werden muss.

USA setzen China unter Druck

Trotz allem gibt es für die Uiguren etwas Licht am Ende des Tunnels. «Dass jetzt die USA eine schwarze Liste erstellt haben, hat ihnen wiederum Hoffnung gegeben, jetzt erwarten sie, dass die EU nachzieht.»

Genau dies fordert auch Gesellschaft für bedrohte Völker. Das Problem sei, dass China viele Staaten im Griff habe und keine Resolution fürchten muss. «Darum kann nur eine Koalition aus gleichgesinnten Staaten gegenhalten und eine Schliessung der Lager fordern.»

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