Wirtschaft hat sich 2021 vom Corona-Einbruch vollständig erholt

Keystone-SDA
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Bern,

Die Schweizer Wirtschaft ist im vierten Quartal 2021 zwar nur noch leicht gewachsen; im Gesamtjahr 2021 hat das hiesige Bruttoinlandprodukt (BIP) allerdings den deutlichen Einbruch vom Corona-Jahr 2020 mehr als wettgemacht. Und die Zeichen würden eigentlich auf eine anhaltende Erholung stehen, wenn nicht jetzt der Ukraine-Krieg begonnen hätte und neue Verwerfungen zu befürchten wären.

Bruttoinlandsprodukt
Das BIP - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach einem realen BIP-Wachstum von 0,3 Prozent in der Periode Oktober bis Dezember ergibt sich für das Gesamtjahr ein starkes Plus von 3,7 Prozent.

Damit erholte sich die Schweizer Wirtschaft verhältnismässig zügig vom Einbruch im 2020 (-2,4%). Im Sommer bereits sei das Vorkrisenniveau der Wertschöpfung bereits wieder überschritten worden, teilte das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Montag mit. Nahezu alle Wirtschaftsbereiche wurden demnach von der Erholung erfasst, wenn auch in unterschiedlichem Ausmass.

Gegen Ende Jahr kam es zwar wegen der Omikron-Welle wie erwartet zu einer Abschwächung, doch fiel diese eher etwas geringer aus als erwartet. «Die Schweiz hat keine so starken Einschränkungen erlassen wie zum Beispiel Österreich, wo es zu einem starken Rückgang des BIP kam», sagte Ronald Indergand, der Leiter des Ressorts Konjunktur beim Seco, gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Entsprechend habe sich die hiesige Wirtschaft weiter erholen können, wenn auch die Entwicklung in den Branchen und Sektoren heterogen verlaufen sei.

Zwar hätten die zuletzt gestiegenen Preise etwas auf die Kaufkraft gedrückt, und die Lieferengpässe und die hohen Rohstoffpreise hätten gewisse Industriesektoren etwas gedämpft. Zusammengefasst lasse sich aber sagen: «Die Erholung bleibt intakt.»

Alles hänge derzeit aber natürlich von der weiteren Entwicklung im Ukraine-Krieg ab. Gemäss Indergand sind direkte und indirekte Auswirkungen zu erwarten. So dürfte etwa der Aussenhandel mit Russland und der Ukraine deutlich zurückgehen. «Wir gehen zwar nicht von einem Totaleinbruch aus, aber zu gewissen Verwerfungen dürfte es kommen.» Allerdings sei der Anteil der beiden Kriegsparteien an den Gesamtexporten (Russland 1,2%/Ukraine 0,2%) relativ gering.

Gewisse Auswirkungen könnten auch beim Bankensystem zu sehen sein. Zudem dürften auch die Direktinvestitionen von Russland in der Schweiz deutlich zurückgehen. Allerdings ist auch hier der Anteil Russlands mit 1,3 Prozent relativ gering. Auch im Tourismus sind gewisse Bremsspuren zu erwarten, allerdings v.a. in Destinationen wie etwa St. Moritz, wo die russische Klientel einen relativ grossen Anteil ausmacht. Insgesamt gingen zuletzt lediglich 0,3 Prozent der Übernachtungen in Schweizer Hotels auf das Konto russischer Gästen.

Die grössten Effekte würden derweil wohl im Energiebereich zu sehen sein. «Wenn Lieferungen ausbleiben sollten, werden die Preise nach oben schiessen und auch die Situation bei den Lieferengpässen würde sich wohl wieder verschärfen», meint Indergand. Und höhere Preise würden sich auch generell negativ auf die Kaufkraft auswirken. Erhebliche Bedeutung für die Schweiz hat ausserdem der Rohstoff- bzw. Transithandel mit Russland. Allfällige spezifische Sanktionen würden das Wachstum bremsen, andererseits könnten hohe Energiepreise bzw. eine hohe Volatilität den Handel auch stützen.

Neben den direkten Effekten sieht Indergand auch mögliche indirekte Auswirkungen wegen des Krieges. So dürfte etwa das Investitionsklima generell leiden. Auch werde der Franken als sicherer Hafen wohl eher wieder zulegen, was wiederum die Exportindustrie bremsen würde. Indirekte Effekte kämen auch von den höheren Rohstoffpreisen. Und nicht zuletzt würde sich der Aussenhandel verlangsamen, wenn die Weltkonjunktur leiden würde.

Was das in genauen Zahlen heisst, darüber denkt das Seco allerdings noch nach. Die Bundesökonomen werden erst in 2 Wochen (14.3.) ihre neueste BIP-Prognose vorstellen. Bereits ihre bisherige Prognose von 2,5 Prozent für dieses Jahr bestätigt haben derweil die Ökonomen der Credit Suisse.

Die Pandemie bremse noch weniger als bislang von ihm prognostiziert und die Öffnung komme früher, so Chefökonom Claude Maurer. Zwar würden die Eintrübung aufgrund des Einmarschs von Russland in die Ukraine sowie die höheren Energiepriese in Europa auf dem Ausblick lasten. «Beide Effekte heben sich insgesamt aber auf.»

Die CS-Ökonomen liegen mit ihrer Prognose allerdings am unteren Ende der Ökonomen-Schätzungen, die gemäss Zusammenstellung von AWP derzeit von 2,5 bis 3,2 Prozent reichen. Es würde also nicht überraschen, wenn in nächster Zeit die Prognosen eher sinken würden.

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