Wirtschaft will Pflicht für elektronische Patientendossiers
Nächstes Jahr kommt das elektronische Patientendossier. Vorerst freiwillig. Die Wirtschaft macht darum Druck auf die Politik.
Das Wichtigste in Kürze
- Wirtschaftsvertreter wollen eine Pflicht für das elektronische Patientendossier.
- Die Politik geht auf die Wünsche ein, wie ein Protokoll zeigt.
Noch ist das elektronische Patientendossier nicht auf dem Markt. Bereits heute macht aber die Wirtschaft deswegen Druck auf die Politik. Das zeigt ein Sitzungsprotokoll vom 25. Oktober 2018.
An diesem Tag tagten die damaligen Bundesräte Johann Schneider-Amman und Doris Leuthard mit dem Beirat «Digitale Transformation». Dazu gehören Swisscom-Chef Urs Schaeppi, Roche-Präsident Christoph Franz oder Givaudan-Präsident Calvin Grieder.
Man tue sich schwer mit dem Gesundheitswesen, klagte zitiert der «Tages-Anzeiger» den Swisscom-Chef aus dem Protokoll. Er verlangt darum «mehr Leadership vom Bund». Worauf Bundeskanzler Walter Thurnherr fragte, ob es «mehr Druck» auf die Ärzte brauche.
«Schneller mit Zwang»
Der Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonforenz Thomas Heiniger (FDP) glaubt zwar, dass Freiwilligkeit wohl nachhaltiger wäre. «Aber schneller ginge es mit gesetzlichem Zwang». Einen Hebel sieht er bei der Zulassungsbeschränkung für Ärzte. Wer zugelassen werden wolle, müsse am elektronischen Patientendossier teilnehmen.
Die Ideen des Gremiums gingen aber über den gesetzlichen Zwang hinaus. Roche-Präsident Christoph Franz findet, dass «gezielte finanzielle Anreize» sicher helfen können, die Ärzte zu einem Umsteigen zu bewegen.
Klare Worte auch Calvin Grieder, Präsident des Dufstoffkonzersns Givaudan. Privatsphäre sei ein «Luxus der Gesunden». Seine Schlussfolgerung: «Man muss aber auch die Gesunden bewegen, ihre Daten herzugeben.»
Zwei Stunden dauerte die Sitzung. Vergangenen Dezember entschied der Nationalrat, die Zulassung von Ärzten künftig an die Verwendung des elektronischen Patientendossiers zu knüpfen.