Zurich ist bereit für die nächste Strategiephase
Die Zurich-Gruppe setzt im noch bis Ende Jahr laufenden Strategieprogramm zum Schlussspurt an. Der Konzern profitiert weiter von steigenden Versicherungstarifen, während die Verwerfungen an den Finanzmärkten im ersten Halbjahr auf den Gewinn drückten.
Operativ ist die Zurich für die Zukunft bestens aufgestellt: Der Betriebsgewinn (BOP) kletterte im Halbjahr um einen Viertel auf 3,39 Milliarden US-Dollar, wie der grösste Schweizer Versicherer am Donnerstag mitteilte. Das sei der zweithöchste je in der Geschichte der Firma in einem Halbjahr erzielte Betriebsgewinn.
Konzernchef Mario Greco und sein Team können damit die Früchte aus der Arbeit der letzten Jahre ernten. Vor rund acht Jahren haben sie die Zurich neu aufgestellt, wobei seither vor allem das Firmenkundengeschäft, das kaum mehr profitabel war, neu ausgerichtet wurde. Portfolios wurden dabei abgestossen, und das Geld wurde in profitables Wachstum investiert.
Die Erfolge zeigen sich auch in der Eigenkapitalrendite, die in der ersten Jahreshälfte mit knapp 16 Prozent weit über den angepeilten 14 Prozent lag. Und auch die weiteren Ziele werde man übertreffen, versprach Greco. Die neuen Ziele sollen dann am 16. November anlässlich eines Investorentags verkündet werden.
Konkreter wollte Greco diesbezüglich noch nicht werden. «Was ich sagen kann ist, dass wir den erfolgreichen Weg weitergehen werden», sagte er lediglich. Dabei gehe es vor allem auch um profitables Wachstum, Kundenbedürfnisse und neue Kunden.
Im laufenden Jahr hat die Zurich gruppenweit netto gegen 900'000 Kunden dazugewonnen. Im grössten Geschäftspfeiler, der Unfall- und Schadenversicherung (P&C), kletterten die Prämieneinahmen um 8 Prozent auf 23,8 Milliarden Dollar.
Dazu hat das Preiswachstum wesentlich beigetragen, das mit rund 6 Prozent allerdings etwas moderater ausfiel als im letzten Jahr. Damit würden die inflationären Trends auf der Schadenseite - etwa im Motorfahrzeuggeschäft - aber weiterhin übertroffen, betonte Finanzchef George Quinn. Er rechnet mit weiteren Tarifsteigerungen.
Die fürs P&C-Geschäft wichtige Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich auch dank einer tieferen Katastrophenlast um 2 Prozentpunkte auf 91,9 Prozent. Die Lebensparte profitierte derweil von tieferen Covid-Belastungen, während der US-Partner Farmers mit dem von MetLife zugekauften Geschäft an Grösse gewann.
An den Finanzmärkten litt die Zurich wie die Konkurrenz unter den Verwerfungen, die durch den Ausbruch des Ukraine-Kriegs und die steigende Inflation hervorgerufen wurden. Die Kapitalanlagen trugen mit 1,6 Milliarden Dollar insgesamt knapp 50 Prozent weniger zum Gesamtertrag bei als noch vor einem Jahr und der Konzerngewinn stieg nur um ein Prozent auf 2,20 Milliarden Dollar, was klar unter den Erwartungen der Analysten lag.
Die Anleger dürfen sich aber auf einen Aktienrückkauf im Umfang von 1,8 Milliarden Franken freuen, der noch in diesem Jahr über die Bühne gehen soll. Auslöser ist der Verkauf von Altbeständen deutscher Lebensversicherungen, womit Kapital freigesetzt wurde. An der Börse treibt die Nachricht zum Aktienrückkauf die Zurich-Aktie gegen Mittag um 1,6 Prozent in die Höhe.