Politiker im Gespräch: Zu jung für die Politik?

Nico Zobrist
Nico Zobrist

Aarau,

Zwei Jungpolitiker aus der Region Aarau diskutieren im Gespräch zum Thema junge Menschen in der Politik.

Yannick Berner Nico Zobrist
Links: Der Maturand Nico Zobrist (19) ist Mitglied der SP und der Unterentfelder Energiekommission. Rechts: Der Betriebswirt Yannick Berner (28) ist frisch gewählter Grossrat der FDP und Fraktionspräsident im Aarauer Einwohnerrat. - z.V.g.

Bei den US-Wahlen 2020 kandidierten wieder zwei über 70 Jährige für das Amt des Präsidenten. Auch im Aargau scheint die Politik etwas für ältere Menschen zu sein.

So stieg auch das Durchschnittsalter des Aargauer Kantonsparlaments bei den letzten Wahlen im Herbst. Zwei Jungpolitiker aus der Region Aarau diskutieren im Gespräch über die möglichen Gründe und potenzielle Aussichten:

Nico: Wie ist es so, mit 28 Jahren der Jüngste im neuen Parlament zu sein?

Yannick: Eine Ehre … aber auch ein wenig tragisch. Meiner Meinung nach soll die Bevölkerung so gut wie möglich in den Parlamenten vertreten sein.

Bei den Jungen ist dies leider nicht der Fall. Und leider nimmt die junge Bevölkerung auch weniger an Abstimmungen und Wahlen teil als die ältere Generation. Was meinst du könnten Gründe dafür sein?

Nico: Junge wählen wohl gerne auch andere junge Menschen, Leute, die ihrer Lebensrealität entsprechen und die sich für die Interessen ihrer Generation wirklich einsetzen. Politiker*innen sind auch gewissermassen Vorbilder: warum soll ich Leute wählen, die überhaupt nicht meinem Ideal entsprechen? Warum soll ich wählen gehen, wenn mich offenbar niemand so richtig repräsentiert? Wie können wir das ändern?

Yannick: Ich glaube, dass wir Politikerinnen und Politiker die Interessen der Jungen aufnehmen müssen und ihren Anliegen Gehör verschaffen können. Die Politik gestaltet unsere Welt langfristig, deshalb müssen wir auch auf die Menschen hören, die noch am längsten damit leben müssen.

Nico: Genau, da sind wir uns einig! Ich glaube auch, dass es eine gute und neutrale politische Bildung in der Volksschule braucht. Nötig ist, sich das Handwerk der Politik anzueignen: kritisch eine eigene Meinung bilden zu können, offen für andere Meinungen zu sein und seine eigene Meinung vertreten zu können. 

Yannick: Stimmt! Und da helfen beispielsweise Jugendparlamente. Dort kann man mit anderen jungen Leuten aus allen Parteien über politische Themen diskutieren und niederschwellig politische Luft schnuppern. Danach ist sicher der Beitritt zu einer Partei eine gute Sache. In den Parteien kann man seine Ideen einbringen und gemeinsam mit vielen anderen Leuten für die gleiche Sache kämpfen. Die Parteien sind aber auch in der Verantwortung, die Jungen zu fördern. Sowohl intern, wie auch bei Nominationen für politische Ämter.

Nico: Ja genau, doch wichtig ist auch zu zeigen, dass es viele Angebote gibt, für welche man nicht in einer Partei sein muss. Parteien helfen einem zwar extrem, doch auch andere Engagements sind sehr cool: z. B. Vereine zur Hilfe von Asylsuchenden, der Klimastreik oder Angebote wie die Discuss it Podien, die Easyvote Broschüren oder Engagement in der Gemeinde.

Yannick: Wichtig ist einfach, dass man in der Politik generationenübergreifend zusammenarbeitet und sich als junger Mensch engagiert und einbringt. Ich bin überzeugt, dass unsere Zukunft all denen gehört, die sich engagieren.

Zu den Personen:

Der Betriebswirt Yannick Berner (28) ist frisch gewählter Grossrat der FDP und Fraktionspräsident im Aarauer Einwohnerrat. Der Maturand Nico Zobrist (19) ist Mitglied der SP und der Unterentfelder Energiekommission.

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