Konolfingen

Das Orchester Konolfingen feiert 100-jähriges Bestehen

Seit 1920 gibt es das Orchester Konolfingen. Präsident Thomas Wey verrät, was das Orchester auszeichnet und mit welchen Herausforderungen heute zu kämpfen sind.

Orchester Konolfingen
Das Neujahrskonzert zum 100-Jahr-Jubiläum des Orchesters Konolfingen. - zvg

Dieses Jubiläum sei kein selbstverständlicher Verdienst, findet Präsident Thomas Wey. «Ich glaube, ein solches Ereignis ist durchaus ein Qualitätsmerkmal.» In seinen 100 Jahren hat das Orchester durchaus vieles erlebt.

Eine bewegte Geschichte

1920 von elf Musikfreunden gegründet, trat der damalige Orchesterverein Konolfingen-Stalden am 28. Januar 1923 das erste Mal öffentlich auf. In den folgenden fünf Jahren führte das Orchester jedes Jahr Konzerte durch.

Dann erreichten die Auswirkungen des Krieges auch die Schweiz. «Damals waren die meisten Mitglieder Männer», erklärt Thomas Wey. Diese mussten in den Aktivdienst einrücken. Trotzdem war das Orchester bemüht, immer wieder ein Konzert zu präsentieren.

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Das erste noch erhaltene Programm des Orchesters Konolfingen aus dem Jahr 1923. - Jubiläumsprogramm Orchester Konolfingen

Eine prägende Zeit erlebte das Orchester Konolfingen unter der Leitung von Hans-Heinz Bütikofer. Er stiess 1968 zum Orchester und leitete dieses während 29 Jahren. Die Aufführung der Oper «Il re pastore» von Mozart anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums des Orchesters gilt noch heute als ein Höhepunkt der Ära Bütikofer.

Eine besondere Ehre kommt dem Orchester Konolfingen diesen Herbst zu. Die Gemeinde Konolfingen verleiht der Formation den Kulturpreis. Dieser wird dem Orchester am 19. November im Rahmen der Gemeindeversammlung übergeben. «Wir freuen uns sehr über dieses Zeichen der Wertschätzung», sagt Thomas Wey.

Erfolgreicher Auftakt ins Jubiläumsjahr

Nun kann das Orchester Konolfingen mit dem 100-Jahr-Jubiläum bereits einen weiteren Meilenstein verzeichnen. Für 2020 waren zwei besondere Anlässe vorgesehen. Das Neujahrskonzert am 1. und 2. Januar läutete das Jubiläumsjahr gebührend ein und konnte zum Glück noch vor Corona problemlos über die Bühne gehen.

Unter dem Motto «Ein musikalisches Feuerwerk» präsentierte das Orchester Konolfingen eine «garnierte Bärnerplatte». Unter anderem durften die Musiker die Uraufführung des Werks «im Ämmitau» von Beat Schüttel präsentieren. Das Stück wurde eigens für das Jubiläum des Orchesters komponiert.

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Impression vom Neujahreskonzert des Orchesters Konolfingen. - zvg

Doch das zweite Konzertwochenende musste wegen Corona bereits verschoben werden. Ursprünglich für den August geplant, wurde die Aufführung erst auf den September und dann auf den Dezember verschoben. «Doch auch diese Daten mussten wir wieder relativieren», erzählt Thomas Wey.

Das zweite Jubiläumskonzert mit dem Kirchenchor Konolfingen wird nun im Herbst 2021 stattfinden. «Wir werden aber im Spätherbst 2020 ein Streicherprogramm aufführen», verrät der Präsident. Nähere Angaben dazu werden bald auf der Homepage des Orchesters zu finden sein.

Keine Proben bis im August

Auch Proben können bis voraussichtlich im August noch keine stattfinden. Online-Proben, wie sie bei anderen Vereinen teilweise durchgeführt wurden, eignen sich für das Orchester nicht. «Das wäre mit Streichinstrumenten sehr schwierig», gibt Wey zu bedenken. «Zudem sind viele unserer Mitglieder schon älter, das könnte auch zu technischen Komplikationen führen.»

Normalerweise probt das Orchester jeden Donnerstag. Vor den halbjährigen Konzerten findet jeweils ein Probewochenende statt. Dies ist dann jeweils das erste Mal, dass das Orchester auf die begleitenden Bläser trifft.

Denn das Orchester Konolfingen besteht nur aus Streichern. Um ein möglichst vielseitiges Repertoire vortragen zu können, werden für Konzerte jeweils professionelle Bläser und Solisten engagiert. Gerade die Bläser sind aber auch immer eine Kostenfrage: «Pro Konzertreihe müssen wir zwischen 8'000.- bis 10'000.- Franken rechnen», erklärt Thomas Wey.

Allgemein ist die Beschaffung von finanziellen Mitteln – wie für so manche Gruppierung – immer eine Herausforderung. Doch zum Glück kann das Orchester auf Sponsoren und Gönner zählen. Auch werden das Konzert- und das Probelokal von der Kirchgemeinde, respektive der Gemeinde, gratis zur Verfügung gestellt.

Die schwierige Suche nach Nachwuchs

Momentan zählt das Orchester 28 aktive Mitglieder. Dabei kommt nur rund die Hälfte aus Konolfingen selbst. «Viele reisen jede Woche aus dem Oberland, dem Emmental oder aus Bern an», berichtet Wey.

Das Orchester Konolfingen ist immer auf der Suche nach Nachwuchs. Das momentane Durchschnittsalter ist um die 65 Jahre, so ist in nächster Zeit vermehrt mit Abgängen zu rechnen. «Wenn das Orchester weniger als 20 aktive Mitglieder hat, wird das Weiterbestehen schwierig», erklärt Wey. «Dann gehen wir eher in die Richtung einer Kammermusik.»

Neue und gerade jüngere Mitglieder zu finden, ist jedoch nicht ganz einfach. Denn im ganzen Aaretal einschliesslich Bern und Thun gibt es ein sehr grosses Angebot an Orchestern und Musikvereinen. «Die Schüler der Musikschule Aaretal gehen oft zum Jugendorchester Köniz oder zur Arabesque in Thun», weiss der Präsident.

Ein vielseitiges und modernes Repertoire

Was das Orchester Konolfingen jedoch von anderen Angeboten unterscheidet, ist der sehr vielfältige Musikkatalog. Es werden nicht nur die Klassiker gespielt, man experimentiert auch mit Jazz, Blues oder Musicalnummern. So finden sich auf der beachtlichen Werkliste, die Thomas Wey seit 1990 mit viel Fürsorge führt, bekannte Namen wie Schubert, Mozart oder Haydn. Doch ab und an schleicht sich auch ein moderneres Stück ein.

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Beim Stück «The Typewriter» kommt die namensgebende Schreibmaschine als Instrument zum Einsatz. - unsplash.com

Beispielsweise «The Typewriter» des amerikanischen Komponisten Leroy Anderson. Das Besondere an diesem Stück ist der Einsatz einer Schreibmaschine als Instrument. Das Orchester Konolfingen setzte bei seiner Aufführung eine antike Schreibmaschine ein, deren Anschläge mit einem Verstärker besser hörbar gemacht wurden.

Auch Jazzlegende Duke Ellington wurde im Orchester Konolfingen bereits gehuldigt und mit Songs aus dem «Dschungelbuch» am Herbstkonzert 2009 wurden sicherlich auch jüngere Zuhörer angesprochen.

«Es geht uns darum, Musik zu machen, die Freude macht», bestätigt Thomas Wey mit Begeisterung. «Wir möchten ein modernes Angebot haben, das auch Kindern und Jugendlichen gefällt.»

Eine musikalische Familie

Thomas Wey ist seit 1968 Mitglied des Orchesters Konolfingen. Er traf in einem Kammermusik-Kurs im Schloss Münchenwiler auf Musiker aus dem damaligen Orchesterverein Konolfingen, die ihn und andere Teilnehmer prompt überzeugen konnten, beizutreten. «Mittlerweile bin ich eines der Mitglieder, welches die längste Zeit aktiv im Orchester mitspielt», schmunzelt Wey.

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Orchester-Präsident Thomas Wey. - zvg

Thomas Wey kommt aus einer sehr musikalischen Familie. Jedes seiner fünf Geschwister erlernte ein Instrument. «Bis vor ein paar Jahren spielten auch zwei meiner Schwestern im Orchester mit. Heute spielt noch immer eine mit mir in Konolfingen», freut er sich. Nach seiner Ausbildung als Lehrer arbeitete er von 1976 bis 2010 an einer Schule in Burgdorf, die letzten Jahre auch als Schulleiter.

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