Grüne: «Die Planung der Unterrüti hat keinen Zeitdruck»
Die EVP reicht an der Parlamentssitzung vom 8. November 2022 einen Vorstoss zur Umzonung der Unterrüti ein. Andreas Wiesmann (Grüne) ist kritisch.
Geht es nach der EVP, so soll die Unterrüti soll in eine Zone öffentlicher Nutzung umgezont werden. Die Fraktion reicht an der Parlamentssitzung vom 8. November 2022 einen entsprechenden Vorstoss ein.
Nau.ch hat bereits Dieter Blatt (EVP) zum Thema befragt. Nun äussert sich Andreas Wiesmann (Grüne) zum Thema.
Nau.ch: Die Parzelle 1004 wird derzeit als Familiengartenanlage genutzt, und eine Volksmotion ist eingereicht, um diese zu erhalten. Wie steht Ihre Fraktion zu dem Anliegen, diese Parzelle umzuzonen?
Andreas Wiesmann: Mit der Ablehnung der ZPP Unterrüti und der Annahme der Ortsplanungsrevision durch die Stimmbevölkerung am 15. Mai 2022 bleibt die Unterrüti weiterhin in der Regelbauzone W2 (2 Geschosse plus Attika) und es gilt die Planbeständigkeit.
Für eine neue Planung besteht daher kein Zeitdruck und es besteht die Möglichkeit innezuhalten und ein zukunftsfähiges und breit abgestütztes neues Projekt zu entwickeln.
Wir unterstützen den partizipativen Prozess des Gemeinderats, den er an den Blumenhausgesprächen gestartet hat. Es soll nun eine zukunftstaugliche, visionäre und breit abgestützte Planung angestossen werden.
Nau.ch: Das Postulat der evangelischen Fraktion schlägt eine Umwandlung der Parzelle in eine Zone öffentlicher Nutzung für den Bau einer Schulanlage vor. Was hält Ihre Fraktion von dem Vorschlag?
Andreas Wiesmann: Mit den parlamentarischen Motionen «Schule der Zukunft – Pädagogik und Raum» und «Schulraumbedarf Münsingen – vorausschauend planen!» sind zwei Vorstösse in Bearbeitung, die eine Abklärung und Planung der Schulraumbedürfnisse der Volksschule Münsingen fordern.
Diese Abklärungen sind für uns eine zwingende Grundlage für eine nachhaltige Schulraum Planung.
Die von der evangelischen Fraktion geforderte Dringlichkeit ihres Postulats macht vor diesem Hintergrund absolut keinen Sinn, zumal es auch aus der Planung Unterrüti absolut keinen Zeitdruck gibt.
Nau.ch: Thema Schulraum in Münsingen: Wie beurteilt Ihre Fraktion die gegenwärtige Situation und welche Zukunftsszenarien wünscht sie sich?
Andreas Wiesmann: Die Schulraumsituation ist angespannt. Neue Räumlichkeiten mussten kurzfristig erstellt werden, was unbefriedigend ist.
Wir fordern daher mit unseren Vorstössen schon seit einiger Zeit eine transparente Planung und insbesondere mit der Motion «Schule der Zukunft – Pädagogik und Raum» eine Klärung der zukünftigen Schulmodelle und Pädagogik, damit neue Schulräume auch den neuen und zukünftigen Anforderungen entsprechend geplant und erstellt werden können.
Wir sind der Meinung, dass die Entwicklung «Schule der Zukunft Münsingen» zwingend transparent und partizipativ für alle Beteiligten und Betroffenen ablaufen muss.
Insbesondere für Lehrerinnen und Lehrer, Eltern, Schülerinnen und Schüler und die Politik.
Denn Schule ist Lebens-, Lern- und Arbeitsort. Die Raumplanung muss auf der zukünftigen Nutzung der Räumlichkeiten basieren.
Er braucht die nötige Agilität und Wandelbarkeit, um einer Vielzahl an Bedürfnissen zu entsprechen.
Es muss also vor der Planung der Gebäude klar sein wie sich die Schulpädagogik, Schulmodelle in Münsingen weiterentwickeln sollen.
Stichworte: Tages- und Ganztagesschule, Basisstufe, Mehrjahrgangsklassen, Mosaikschule, Sek1-Modell, Integration, Inklusion, IBEM (Integration und besondere Massnahmen) und so weiter.
Wir wünschen uns für Münsingen eine fortschrittliche, integrative und barrierefreie Schule, in welcher die Schülerinnen und Schüler ohne Vorbehalte und Schubladisierung auf ihrem Bildungsniveau gefördert und gefordert werden.
Schliesslich muss darauf geachtet werden, dass der aktuelle Stand der Forschung bezüglich dem Raum als Pädagoge bekannt ist und berücksichtigt wird.
Schweizer Kinder verbringen zirka 14‘000 Stunden ihrer Lebenszeit in der Schule.
Dass die Gestaltung des Schulraums einen erheblichen Einfluss auf die Lernprozesse der Kinder hat, wissen wir aus zahlreichen Studien und Erfahrungen.
Der pädagogische Raum ist ein Lernbegleiter von ganz eigener Qualität, der einen Einfluss auf die gesamte Entwicklung und das Lernverhalten der Kinder hat.
Die Gestaltung der Räume, die Beschaffenheit, Materialien, Akustik und die Ausstattung von Räumen sind ausschlaggebend dafür, ob sich Kinder darin wohlfühlen und dadurch optimal lernen und sich entwickeln können.
Daher ist es unabdingbar, dass die Kinder und Jugendlichen in diesen Prozess einbezogen werden.
Ein solcher Partizipationsprozess könnte anhand des 4-Phasen-Modells des Leitfadens zur Kinder- und Jugendpartizipation im Schulhausbau geplant werden.
Zur Person
Andreas Wiesmann (55) ist Fraktionspräsident der Grünen Münsingen. Er ist promovierter Physiker und Mitinhaber einer KMU.
In seiner Freizeit ist er ein leidenschaftlicher Velofahrer und setzt sich als Vorstand der Ortsgruppe Münsingen von Pro Velo Bern für Veloanliegen ein.
Gerne ist er auch in den Bergen und auf der Aare unterwegs. Andreas Wiesmann ist verheiratet und wohnt mit seiner Familie in Münsingen.