Affoltern ZH: Darum kommt die 38-Stunden-Woche schlecht an
Affoltern am Albis denkt über eine 38-Stunden-Woche nach. In den umliegenden Gemeinden sorgt das für Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- In Affoltern am Albis ZH wird über eine Arbeitszeitverkürzung nachgedacht.
- Über die 38-Stunden-Woche der Gemeindeangestellten sollen nun die Bürger entscheiden.
- Nachbargemeinden kritisieren mangelnde Absprachen.
In der Zürcher Landstadt Affoltern am Albis wird über eine Arbeitszeitreduktion von 42 auf 38 Stunden pro Woche nachgedacht. Der Lohn soll dabei gleich bleiben. Rund 350 Angestellte könnten davon profitieren. Ursprünglich wollte der Stadtrat diese Änderung selbst durchsetzen, hat sich aber nun dafür entschieden, die Entscheidung den Bürgern zu überlassen.
Affoltern hofft, durch die Verkürzung der Arbeitszeit attraktiver für potenzielle Mitarbeiter zu werden und bestehende Angestellte an sich zu binden. Die Gemeinde kämpft wie viele andere mit einem Mangel an Fachkräften in verschiedenen Bereichen wie Finanzen, Steuern, Bau und Soziales.
Nachbargemeinden fühlen sich übergangen
Doch nicht alle sind von diesem Plan begeistert. Wie die «NZZ» berichtet, fühlen sich Nachbargemeinden übergangen. Sie kritisieren, dass vorherige Konsultationen oder Informationen fehlen. Vit Styrsky, Gemeindeschreiber von Aeugst am Albis sagt, sie hätten es begrüsst, wenn Affoltern «das Gespräch gesucht hätte».
Es gibt auch Zweifel daran, ob die Massnahme tatsächlich den gewünschten Nutzen bringt. Roberto Brunelli aus Stallikon ist skeptisch: «Es ist unsicher», sagt er «ob es einfacher sein wird, neues Personal zu finden, wenn schon Fachkräftemangel besteht». Michelle Meier aus Obfelden fügt hinzu: «Entweder werden Dienstleistungen abgebaut oder es muss mehr Personal eingestellt werden».
Auch Gemeinden wie Mettmenstetten sehen die Arbeitszeitverkürzung kritisch, wie die «NZZ» weiter schreibt. Befürchtet werden negative Auswirkungen auf eigene Rekrutierungsbemühungen sowie zusätzliche Kosten für Dienstleistungen von Affoltern wie Polizei- und Bibliotheksdienste.
Insgesamt verdienen Staatsangestellte in der Schweiz besser als ihre Kollegen im privaten Sektor. Das Monatsgehalt liegt bei etwa 8000 Franken im Vergleich zu knapp 6400 Franken im privaten Bereich. Zudem befindet sich die Wochenarbeitszeit in öffentlichen Verwaltungsstellen bereits unter dem Durchschnitt aller anderen Wirtschaftszweige.
Sollte eine Arbeitszeitverkürzung beschlossen werden, könnte dies weitere Gemeinden dazu veranlassen, ebenfalls ihre Wochenarbeitszeiten anzupassen. Das wiederum würde einen grösseren Druck auf sie ausüben, neue Mitarbeiter einzustellen, um das Arbeitspensum zu erfüllen.