Auch ohne Spital Affoltern möchte der Stadtrat von Affoltern am Albis seiner Bevölkerung eine bedürfnisgerechte und nachhaltige Gesundheitsversorgung anbieten.
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Notfallzentrum. (Symbolbild) - keystone
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Bevor der Stadtrat von Affoltern am Albis seine Absichten vorstellte, ging der landesweit anerkannte Gesundheitsökonom Dr. Werner Widmer in seinem Gastreferat auf die prägenden Entwicklungen im Schweizer Gesundheitswesen ein. Die Patienten möchten heute möglichst zuhause bleiben können. Der Trend heisst «hospital at home». Die Konsequenz: Es braucht immer weniger Spitalbetten. Ausserdem wird es für kleine Spitäler zunehmend schwierig, mit der Spezialisierung der Medizin Schritt halten zu können. Das Fazit von Dr. Werner Widmer:

Gesundheitsversorgung ist heute ein Zusammenspiel von grossen Spitälern, Hausärzten, Spitex und Angehörigen. Das kleine Spital ist schlicht nicht mehr wettbewerbsfähig.

Integriertes ambulantes Angebot

Der Stadtrat von Affoltern sieht keine Perspektiven mehr für das Spital Affoltern und empfiehlt seiner Bevölkerung darum ein Ja zur Auflösung des heutigen Zweckverbands und gleichzeitig ein Nein zu den geplanten Nachfolgeorganisationen. Folgt der Souverän dieser Empfehlung, dann bedeutet dies aller Wahrscheinlichkeit nach das Ende des Spitals.

Am Bedürfnis der Bevölkerung nach einer wohnortnahen medizinischen Grundversorgung ändert das freilich nichts. Der Stadtrat präsentierte darum seine Pläne für eine bedürfnisgerechte und finanziell tragbare Gesundheitsversorgung in Affoltern am Albis. Der Stadtrat setzt dabei auf ein integriertes ambulantes Angebot, bestehend aus einer Permanence, einer Tageschirurgie und einem Rettungsdienst.

Eine Permanence im Stadtzentrum

Im Zentrum von Affoltern am Albis soll ein Gesundheitszentrum, eine sogenannte Permanence, entstehen. Als Betreiber kommt für den Stadtrat nur ein öffentliches Spital in Frage.

Verhandlungen laufen aktuell mit dem Kantonsspital Zug, dem Stadtspital Triemli und dem Spital Muri. Alle drei Interessenten bieten ein breites ambulantes Angebot. Die verschiedenen Leistungskataloge beinhalten auch eine Notfallstation, eine chirurgische Tagesklinik, eine Gemeinschaftspraxis von Fach- und Hausärzten sowie einen Rettungsdienst. Im Bereich Rettungsdienst verhandelt der Stadtrat zusätzlich mit dem Spital Limmattal.

Verschiedene Handlungsoptionen

Was die bauliche Umsetzung betrifft, bestehen verschiedene Varianten. Die Erstellung kann beispielsweise durch den Betreiber oder durch einen Investor erfolgen. Auch die Stadt selbst kommt als Bauherrin in Frage. In Bezug auf den Standort gibt es ebenfalls Optionen. Für den Stadtrat sind die alte Sammelstelle, der Feuerwehrparkplatz oder das Bezirksgebäude valable Alternativen. Eine weitere Möglichkeit ist die Umnutzung einer bereits bestehenden Liegenschaft.

Der Stadtrat ist überzeugt, auch ohne Spital Affoltern eine nahtlose und qualitativ hochstehende Versorgungsqualität gewährleisten zu können. Der grosse Vorteil der neuen Lösung:

Die Betriebskosten und Betriebsrisiken liegen vollumfänglich beim Anbieter.

Die Bevölkerung kann sich einbringen

Wie die Lösung am Ende genau aussehen soll, möchte der Stadtrat zusammen mit der Bevölkerung definieren. Eine Begleitgruppe, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Interessengruppen, soll die Bedürfnisse der Bevölkerung frühzeitig in den Planungs- und Umsetzungsprozess einbringen können. Sie soll Angebote und Standortfragen mit bewerten. Damit wird die Begleitgruppe zu einem so genannten «Echoraum», in dem sich der Stadtrat frühzeitig mit der Bevölkerung über Lösungsansätze austauschen kann.

Zusammengestellt und aktiviert würde die Begleitgruppe im Juni, sofern das Spital seine Tore Ende Jahr schliessen wird.

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