Allschwil: Schadstoffe in der Chemiemülldeponie Roemisloch vorhanden

Allschwil und Neuwiller fordern endgültige Beseitigung der Schadstoffe in der Chemiemülldeponie Roemisloch.

Allschwil Benzidin
Benzidin in Allschwil BL: Die Gemeinde ist überzeugt, dass das gemessene Gift im Dorfbach aus der sanierten Deponie austritt. (Archivbild aus Juli 2021) - Gemeinde Allschwil

BASF AG, Novartis AG und Syngenta AG versprachen im Jahr 2011 bei der Sanierung ihrer Chemiemülldeponie Roemisloch in Neuwiller (F), sämtliche Abfälle mitsamt dem verschmutzen Erdreich zu entfernen. Zehn Jahre nach Abschluss der Sanierungsarbeiten zeigen neue Analysen der Gemeinde Allschwil jetzt: Ihr Versprechen haben die drei Firmen nicht eingehalten.

Gefährliche Benzidin Werte

Auch heute noch verschmutzt die Deponie den Roemislochbach 2,5 Mal stärker als während den Sanierungsarbeiten. Zudem hat die Analyse beim Roemisloch das gefährliche Benzidin weit über den empfohlenen Limiten und Grenzwerten nachgewiesen. Neuwiller und Allschwil fordern von den drei Unternehmen, die unmittelbare Gefahr umgehend zu beseitigen und ihr Versprechen von 2011 zu halten.

Verschmutzte Wasserproben

In den Wasserproben aus dem Roemislochbach vom 1. März 2021 hat das Labor 96 verschiedene Chemiestoffe in einer Gesamtkonzentration von bis zu 473 Mikrogramm pro Liter Wasser nachgewiesen. Erneut sind es die für den Chemiemüll der J. R. Geigy AG typischen Pestizide, Pharmazeutika sowie Zwischenprodukte, die das Bachwasser übermässig belasten. Die J. R. Geigy AG belieferte die Deponie Roemisloch von 1957 bis 1960 mit Chemieabfall. Sie ist die Vorgängerfirma der BASF AG, Novartis AG und Syngenta AG.

Toxische Mischung für Mensch und Umwelt: Benzidin über den Grenzwerten

Die Mischung der 96 Substanzen macht ihre Gefährlichkeit für Mensch und Umwelt aus. Die meisten der gefundenen Substanzen sind jedoch einzeln schon sehr toxisch. Besonders problematisch ist Benzidin. Die Substanz verursacht Blasenkrebs und wurde bereits an anderen Altlastenstandorten zum Thema. Deshalb liess die Gemeinde die Wasserproben vom 1. März 2021 vom Umweltlabor des Amts für Umwelt und Energie Basel-Stadt auf Benzidin analysieren und fand den cancerogenen Schadstoff.

Fund wurde bestätigt

Eine zweite Probenahme am 17. April 2021 bestätigte den Befund: Die gemessenen Konzentrationen an Benzidin überschreiten in allen fünf Proben die in Frankreich empfohlenen Limiten 327 bis 180‘500 Mal. Zum Vergleich: Obwohl die Schweizer Grenzwerte für Benzidin viel höher liegen, sind auch diese 6,5 bis 49-fach übertroffen.

Benzidin stammt aus dem Chemiemüll der J. R. Geigy AG

Die J. R. Geigy AG stellte Benzidin und Benzidinfarbstoffe her und lagerte den Abfall aus diesen Produktionen von 1957 bis 1960 teils im Roemisloch ab. Ebenso deponierte die J. R. Geigy AG Substanzen, die sich in der Deponie zu Benzidin abbauen können. Hinzu kommen Stoffe, bei deren Synthese Benzidin als Nebenprodukt angefallen sein dürfte, das die J. R. Geigy AG mit dem Abfall im Roemisloch abgelagert haben könnte.

Nach wie vor grosses Umweltproblem im Roemisloch

Die Mischung an Schadstoffen und insbesondere die gemessenen Konzentrationen an Benzidin führen den Gemeinderäten von Neuwiller und Allschwil vor Augen, dass beim Roemisloch noch immer ein grosses Umweltproblem besteht.

Die Untersuchungsergebnisse zeigen: In der Deponie muss noch immer eine erhebliche Menge mit Chemiemüll belastetes Material liegen, das bei der Sanierung 2011 nicht entfernt wurde. Regen wäscht die teils hochgiftigen Schadstoffe aus und schwemmt sie in den Roemislochbach, der in den Neuwillerbach mündet und als Mülibach Allschwil durchfliesst (vgl. Kasten unten).

Allschwil und Neuwiller fordern Einhaltung gemachter Versprechen

Die Schadstoffkonzentrationen haben nach der Sanierung von 2011 nicht ab-, sondern zugenommen. Deshalb sehen die Gemeinderäte von Neuwiller und Allschwil die BASF AG, Novartis AG und Syngenta AG in der Pflicht. Um die unmittelbare Gefahr zu beseitigen, verlangen Allschwil und Neuwiller von den drei Unternehmen, sofort das stark kontaminierte Wasser beim Roemisloch zu sammeln und zu reinigen.

Ziel die Schadstoffe vollständig zu entfernen gescheitert

Zudem fordern die Gemeinden die drei Unternehmen auf, die Quelle der Schadstoffe ausfindig zu machen und den Chemiemüll anschliessend auszuheben. Erst danach ist erreicht, was Michael Plüss, ehemaliger Leiter von Novartis Schweiz und Vizepräsident der GI DRB (Groupement d’intérêts pour la sécurité des décharges de la Région bâloise) in seiner Rede bei den Feierlichkeiten zum Ende der Sanierungsarbeiten im Jahr 2012 festhielt: BASF, Novartis und Syngenta hätten sich zum Ziel gesetzt, die Schadstoffe sicher zu entfernen.

Dies ist offensichtlich nicht vollständig geschehen und muss deshalb nachgeholt werden. Die Gemeinderäte von Neuwiller und Allschwil erwarten von den Verantwortlichen der drei Unternehmen, dass sie sich an dieses Versprechen von 2011 halten.

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