Geschäftsmann kauft Arzt-Praxen, kurz darauf stehen sie vor Ruin
Er übernimmt, dann folgt Chaos. Ein deutscher Arzt sorgt in Schweizer Hausarztpraxen für Unzufriedenheit. Vieles geht nicht mit rechten Dingen zu und her.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Arzt sorgt mit dubiosen Handlungen für unzufriedene Patienten und Angestellte.
- Der Deutsche betreibt Praxen in der ganzen Deutschschweiz.
- Jetzt kommt das Ausmass seiner Machenschaften ans Licht.
Ein Arzt und Geschäftsmann betreibt 18 Hausarztpraxen in acht Kantonen. Doch die Patienten sind unzufrieden. Immer wieder stehen sie vor verschlossenen Türen, können die Hausärzte nicht erreichen oder ihre Akten nicht abholen.
So berichtet Ende April die «Luzerner Zeitung» über eine geschlossene Praxis in Neuenkirch LU. Auch eine Praxis in Turbenthal TG war im Herbst letzten Jahres wegen «gesundheitlichen Gründen» geschlossen. Dies schrieb der «Landbote» im Februar.
Der Mann hinter den Praxen heisst Thomas Haehner. Der deutsche Arzt kauft über seine Firma Medium Salutis Hausarztpraxen in der Schweiz.
Geld wichtiger als Patienten
Nun berichtet SRF, dass in Haehners Praxen einiges nicht so läuft, wie es sollte. Ein pensionierter Arzt aus Freidorf TG hat seine Praxis an Haehner verkauft. Seither gehe es mit seiner Praxis bergab, erzählt er. Seit kurzem ist sie sogar ganz geschlossen.
Haehner «sieht nicht kranke Menschen, sondern Geld», beschreibt eine Ex-Angestellte ihren Chef. So habe er während der Corona-Pandemie seine Angestellten angewiesen, Patienten anzurufen und ihnen Medikamente und Vitamine zur Vorsorge zu verkaufen. Dabei handelt es sich um «Überarzten», was verboten ist. Aufgrund der SRF-Recherche haben diverse Krankenkassen ihre Abrechnungen von Haehners Praxen analysiert.
Auch mit den Angestellten selbst soll Haehner auf Kriegsfuss stehen. So berichteten mehrere Ex-Angestellte von ausstehenden Lohnzahlungen. Er soll wenig Mitleid mit kranken Mitarbeitenden, oder unqualifiziertes Personal eingestellt haben. Auch fehlten einigen Praxen bis vor kurzem die Betriebsbewilligung, wie die Luzerner Gesundheitsbehörde mitteilte.
Was sagt Thomas Haehner selbst? Nachdem er sich anfänglich noch geweigert hatte, Auskunft zu geben, gab er mittlerweile etwa der «Luzerner Zeitung» ein Interview. Auch gegenüber SRF nahm er Stellung.
«Ich möchte mich entschuldigen», sagte er zur geschlossenen Praxis in Neuenkirch. Doch er verteidigt sich auch. «Was die Presse schreibt, ist nicht immer objektiv. Die Situation in Neuenkirch darf nun nicht als Schlussfolgerung für die anderen Praxen herhalten.»
Er fügt an, dass er selbst auch Opfer von schweren Straftaten geworden sei. Die Vorwürfe zeigten nicht das ganze Bild. Der Fall des unzufriedenen Arztes im Thurgau sei ein Einzelfall.