Baden: Heldinnen und Fokus Dänemark am Fantoche
Vom 1. bis 6. September findet die 18. Ausgabe des Badener Animationsfilmfestival statt und feiert sein 25-jähriges Bestehen.
Fantoche reagiert flexibel auf die Pandemie und ist bereit: Vom 1. bis 6. September findet die 18. Ausgabe des Badener Animationsfilmfestival statt und feiert sein 25-jähriges Bestehen. Dabei stehen die Frauen im Zentrum: Seien es die Film-Heldinnen im Schwerpunkt oder die Regisseurinnen und Filmemacherinnen – insbesondere die Pionierin Lotte Reiniger, der eine Retrospektive und eine Ausstellung im Kunstraum Baden gewidmet ist.
52% der diesjährigen Filme sind von Frauen. Gastland ist Dänemark, 72 Kurzfilme bewerben sich in den drei Wettbewerben für insgesamt 13 Preise.
Eröffnet wird das Festival mit «Calamity, une enfance de Martha Jane Cannary» von Rémi Chayé, dem Gewinnerfilm des Hauptpreises des Festival international du film d'animation d'Annecy. Die Fantoche-Preisverleihung findet am 6. September ab 18 Uhr im TRAFO in Baden statt.
Heldinnen
2020 gehört Fantoche den Frauen: Das Festivalkernteam ist weiblich; ebenso die Mehrheit des Vorstands und des Selektionsteams. Der Internationale und der Schweizer Wettbewerb werden von Frauen-Jurys bewertet.
Und generell galt für die Programmierung, dass wenn möglich für die Hälfte aller Filme Regisseurinnen verantwortlich sind. «In den vergangenen Jahren hatten die Frauen in allen Bereichen des Festivals eine starke Stimme und eine gute Präsenz. Dem Zufall überlassen haben wir das nicht. Dass ihnen dieses Jahr das ganze Scheinwerferlicht gehört, haben sie sich verdient» so Festivaldirektorin Annette Schindler.
Auch inhaltlich feiert Fantoche 2020 Filmprotagonistinnen und Powerfrauen: Im Heldinnen-Schwerpunkt zeigen drei Langfilme und drei von Eliška Děcká und den Frauen vom Wiener Tricky Women Festival kuratierte Kurzfilmprogramme reale und fantastische Frauenfiguren und ihre animierten Abenteuer und Geschichten. Die Animationsfilmpionierin Lotte Reiniger wird mit einer Retrospektive, einer Ausstellung im Kunstraum Baden und mit ihrem Live vertonten Langfilm «Die Abenteuer des Prinzen Achmed» aus dem Jahr 1926 gewürdigt.
Im Fantoche-Edit-a-thon werden wichtige Animationsfilmemacherinnen auf Wikipedia eingetragen, um dem nach wie vor ungleichen Verhältnis der dort repräsentierten Geschlechter entgegenzuwirken. Und Fantoche unterzeichnet feierlich den Pledge für Gleichheit und Inklusion an Filmfestivals von SWAN (Swiss Audiovisual Network) als achtes Schweizer Filmfestival.
Fokus Dänemark
Dänemark hatte in den vergangenen Jahren immer wieder herausragende Filme im Fantoche-Wettbewerb, woraus gute Kontakte und ein produktives Netzwerk entstanden ist: An dieser Stelle zu nennen sind sicherlich Michelle und Uri Kranot, aber auch die beiden diesjährigen Jurorinnen Réka Bucsi und Ágota Végső, die beide in Dänemark leben und arbeiten.
Dass sich viele Expats in beiden Ländern niederlassen ist eine von vielen bemerkenswerten Parallelen zur Schweiz: Die ähnlich grossen Länder können nicht mit den AnimationsProduktionspreisen anderer Länder mithalten und sind deshalb auf Erfindergeist angewiesen.
Seit den 1960er Jahren wurde die dänische Branche durch die nationale Unterstützung künstlerischer Animationskurzfilme durch den Kurzfilmrat «Kortfilmrådet» auch für Neueinsteiger*innen attraktiv. Es folgte eine intensive Phase von Legetrick- sowie experimenteller Animation in Dänemark. Später ermutigte das dänische Filminstitut Regisseur*innen, Filme für Kinder zu machen. Seitdem ist dänische Animation vor allem für Kinderspielfilme bekannt.
Fantoche erkundet aber auch eine unbekanntere Facette: Independent-Werke für ein erwachsenes Publikum. Michelle Kranot kuratierte für den Fokus drei Kurzfilmprogramme, darunter ein Special Focus auf Maria Mac Dalland, einer Schlüsselfigur der dänischen Animation.