Fantoche: Animierte Langfilme und After-Lockdown Pleasures
Trotz Pandemie präsentiert das Internationale Festival für Animationsfilm Fantoche dieses Jahr 11 aktuelle Langfilme.
Heldinnen im Langfilmprogramm von Fantoche
Bald geht es los mit dem Badener Kult-Festival. Der diesjährige Eröffnungsfilm «Calamity, une enfance de Martha Jane Cannary» erzählt, wie aus dem Mädchen Martha Jane Calamity Jane wurde. Sie ging als eine der wenigen Heldinnen in die Geschichte des «Wilden Westens» ein. Um ihr Leben ranken sich viele Legenden; die meisten davon setzte sie selbst in die Welt.
Eine weitere Heldin ist Fritzi aus dem deutschen Animationsfilm «Fritzi – eine Wendewundergeschichte» von Matthias Bruhn und Ralf Kukula. Er erzählt den Sommer 1989 in der DDR aus Kindersicht .
Aber auch Regisseurinnen stehen im Zentrum. «Topp 3» ist der bereits mehrfach ausgezeichnete Debütfilm der schwedischen Regisseurin Sofie Edvardsson. Und der Anidoc «My favorite War» ist die autobiografische Coming-of-Age-Geschichte der Regisseurin Ilze Burkovska Jacobsen.
Surreal und düster
Aus Russland und Polen kommen dieses Jahr zwei surreal-düstere Produktionen ans Fantoche. Der neueste Animationsfilm des Regieveteranen Andrej Chrschanowskij «The Nose or the Conspiracy of Mavericks» begeistert durch Fülle an kulturellen Bezügen.
Der polnische Künstler und Professor für Animation Mariusz Wilczyński hat sich bisher vor allem mit seinen Kurzfilmen einen Namen gemacht.
Seit fast 14 Jahren arbeitete er an seinem autobiografisch angehauchten Langfilmdebüt «Kill it and Leave this Town». Entstanden ist keine klassische Erzählung, sondern eine komplexe Collage aus Erinnerungen, Träumen und philosophischen Gedanken.
Vier grosse japanische Produktionen
«Weathering with you» ist eine bildgewaltige Animé-Fabel von Makoto Shinkai. Sein letzter Film «Your Name», der ebenfalls am Fantoche-Festival lief, avancierte zum erfolgreichsten Animé der Kinogeschichte.
«Hello World» von Tomohiko Itō hat alles, was zu einem erfolgreichen Animé dazugehört: Liebe, Drama und Abenteuer. Und bei «On Gaku: Our Sound» von Kenji Iwaisawa aber auch in «Her Blue Sky» von Tatsuyuki Nagai spielt Musik die Hauptrolle. Als Independent-Produktion hebt sich «On-Gaku: Our Sound» deutlich ab vom Grossteil japanischer Animationsfilme. Während sieben Jahren fertigte Kenji Iwaisawa für seinen Film eigenhändig rund 40’000 Zeichnungen an.
«After Lockdown Pleasures»
Für die Auswahl der «After Lockdown Pleasures» konsultierte Fantoche seine Community und fragte, welche Langfilme sie am liebsten sehen würden. So kommen Lieblinge aus vergangenen Fantoche-Programmen wie «Ma Vie De Courgette» oder «Next Door Spy» dieses Jahr wieder ins Programm.
Die älteste Reprise ist Lotte Reinigers «Die Abenteuer des Prinzen Achmed» aus dem Jahr 1926. Es ist der älteste noch erhaltene animierte Langfilm überhaupt. Zum Leben erweckte Scherenschnitte entführen das Publikum am Fantoche in die Welt von «Tausendundeiner Nacht».
Bitter Moon in Kooperation mit dem Institute of Incoherent Cinematography (IOIC) vertont den Stummfilm live im Kino. Der genialen Filmemacherin widmet Fantoche auch eine Kurzfilm-Retrospektive und eine Ausstellung.