Aargauer und Luzerner opponieren gegen Lidl-Zentrum im Kanton Bern
Sechs Aargauer und Luzerner Gemeinden wehren sich mit einer gemeinsamen Einsprache gegen das geplante Lidl-Verteilzentrum in Roggwil BE. Sie befürchten vor allem mehr Lastwagenverkehr auf ihren Strassen bis zu den Autobahnanschlüssen.
Konkret wehren sich die Aargauer Gemeinden Brittnau, Murgenthal und Rothrist sowie die Luzerner Gemeinden Pfaffnau, Reiden und Roggliswil gegen die für das Verteilzentrum notwendige Zonenplanung «Brunnmatt» (Gugelmannareal) in Roggwil BE.
Sie bemängeln, dass auf die gesetzlich vorgeschriebene, übergeordnete Planungsgrundlage im kantonalen bernischen Richtplan verzichtet werden solle, teilte der Regionalverband Zofingenregio am Mittwoch mit.
«Es scheint, als würden beim Kanton Bern und der Gemeinde Roggwil erhebliche Sachzwänge bestehen, das Lidl-Verteilzentrum unbedingt anzusiedeln», wird Hans-Ruedi Hottiger, Präsident des Verbands Zofingenregio und Stadtammann von Zofingen, in der Medienmitteilung zitiert.
Durch das Weglassen des Richtplanverfahrens habe eine Abstimmung mit überkantonalen Interessen nicht oder nur ungenügend erfolgen können. Beispielsweise liege keine Beurteilung des Bundesamts für Strassen (ASTRA) zur Ein- und Ausfahrt auf die Autobahn in Reiden vor, über die rund ein Viertel des Schwerverkehrs aus Roggwil abgewickelt werden solle.
Die sechs Gemeinden machen sich Sorgen um die Verkehrssicherheit. Sie kritisieren, dass Lidl - im Gegensatz zu anderen Detailhändlern - nicht auf die Bahn setze. Gleich vier Bahngleise - unter anderem die Gleise der Neubaustrecke Olten-Bern - führen direkt am Standort des geplanten Verteilzentrums vorbei.
Der Lastwagenverkehr des Verteilzentrums soll im Westen ab Niederbipp, im Norden ab Rothrist und im Süden ab Reiden über die Autobahnen A1 und A2 abgewickelt werden, wie aus dem Verkehrskonzept von Lidl hervorgeht.
Gemäss Schätzungen von Lidl generiert das Verteilzentrum durchschnittlich 560 Lastwagen und 434 Personenwagen am Tag. An den Wochenenden werde nicht zu allen Schichten im Verteilzentrum gearbeitet, was zu weniger Verkehrsaufkommen an diesen Tagen führe. An Werktagen werden 710 Lastwagen- und 520 Personenwagen-Fahrten erwartet, wie aus dem Bericht weiter hervorgeht.
Der Detailhändler LidL will auf dem Industrieareal in Roggwil sein Verteilzentrum für das Mittelland errichten und betreiben. Gemäss Lidl sollen 250 Arbeitsplätze entstehen. Das Zentrum würde 640 Meter lang, 100 Meter breit und 20 Meter hoch. Derzeit bestehen je ein Zentrum in der West- und Ostschweiz. Lidl betreibt mehr als 130 Verkaufsfilialen.
Der Berner Regierungsrat bezeichnete im vergangenen Oktober das Vorhaben für das integrierte Warenverteilzentrum als «prioritär». Dies bedeutet, «dass die Verfahren straff geführt werden können, die Amts- und Fachstellen das Vorhaben ausserhalb der Reihe behandeln müssen, ein straffes Verfahrensprogramm gemacht werden kann und keine Fristverlängerungen möglich sind», wie es in einem Schreiben des Amts für Gemeinden und Raumordnung heisst.