Corona führt in Bern zu mehr Gewalt von Jugendlichen gegen Eltern
Jugendliche in Bern verüben 2020 mehr Gewalt an ihren Eltern als im Jahr zuvor. Die Corona-Pandemie hat einen entscheidenden Anteil daran.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Pandemie wirkt sich auf häusliche Gewalt und Stalking der Stadt Bern aus.
- 2020 wurden mehr Fälle von Gewalt Jugendlicher gegen die Eltern registriert.
- Viele Aktivitäten, die für Entspannung sorgen, sind aufgrund der Pandemie verboten.
Die Corona-Pandemie wirkt sich auf die Fachstellen Häusliche Gewalt und Stalking der Stadt Bern aus. Letztere hat im vergangenen Jahr eine deutliche Abnahme der Fälle verzeichnet, erstere registriert mehr Fälle von Gewalt Jugendlicher gegen die Eltern.
Wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Statistik 2020 von Berns Fachstelle Häusliche Gewalt zu entnehmen ist, verzeichnete diese im vergangenen Jahr 17 solcher Fälle gegenüber 10 im Jahr zuvor.
«Jugendliche, die ihrem Alter entsprechend Grenzen austesten möchten, befinden sich aktuell in einem Alltag voller Verbote», sagt dazu Ester Meier, Leiterin des städtischen Amts für Erwachsenen- und Kindesschutz, in einer Mitteilung der Stadtverwaltung.
Alltag mit vielen Verboten
In diesem Alltag voller Verbote seien Aktivitäten nicht mehr möglich, die für die Entspannung der Jugendlichen essenziell seien - etwa Fitness, Club-Besuche und Treffen mit Freunden. Erschwerend komme die aktuelle Ausbildungssituation dazu.
Dies habe im vergangenen Jahr viele Jugendliche aus der gewohnten Tagesstruktur fallen lassen und den Druck innerhalb der Familien erhöht. Schon in den vergangenen Jahren hatte die Fachstelle Häusliche Gewalt der Stadt Bern mehr Gewalt von Jugendlichen und jugendlichen Erwachsenen gegen ihre Eltern festgestellt
Fachstelle Stalking registriert Rückgang
Insgesamt erhielt die Fachstelle im vergangenen Jahr nicht mehr Meldungen als in früheren Jahren, obwohl sie während des Lockdowns vom Frühling 2020 mehr zu tun hatte. Danach gingen die Meldungen aber deutlich zurück.
Die Fachstelle Stalking verzeichnete im vergangenen Jahr 117 Anfragen gegenüber 147 im Vorjahr. Den Rückgang führt die Stadt Bern auf die Einschränkungen des sozialen Lebens während der Corona-Pandemie zurück.