Einjähriges Raketenstartjubiläum von CHEOPS
In seinem ersten Jahr im Orbit hat das Weltraumteleskop CHEOPS bereits Details eines der extremsten Exoplaneten enthüllt.
Seit seinem Start am 18. Dezember 2019 vom Weltraumbahnhof der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) in Kourou, Französisch-Guayana, hat das CHEOPS-Teleskop in der Erdumlaufbahn seine Funktionalität und Präzision über alle Erwartungen hinaus bewiesen. Dass es jemals so weit kommen würde, war nie gewiss, denn es war in verschiedener Hinsicht ein Pionierprojekt.
Erste ESA-Weltraummission unter Schweizer Leitung
Aus 26 Projektvorschlägen wurde CHEOPS im Jahr 2012 als erste sogenannte kleine «S-Klasse-Mission» der ESA ausgewählt. Die Bedingungen für eine solche Mission waren, dass sie innerhalb weniger Jahre realisiert werden musste und die ESA nicht mehr als 50 Millionen Euro kosten sollte.
Es ist die erste von der Schweiz geleitete Mission der ESA, und als solche war die Schweiz nach der ESA die wichtigste Geldgeberin. Ausserdem ist CHEOPS die erste ESA-Mission, die sich der Charakterisierung bekannter Exoplaneten widmet.
Exoplaneten, d.h. Planeten ausserhalb des Sonnensystems, wurden erstmals 1995 von zwei Schweizer Astronomen, Michel Mayor und Didier Queloz von der Universität Genf, entdeckt, die im 2019 für diese Entdeckung mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet wurden. Seitdem wurden über 4000 solcher Planeten gefunden, und CHEOPS wurde vorgeschlagen, um die Zusammensetzung der interessantesten Exemplare zu bestimmen. Dieses ehrgeizige Ziel erforderte die engagierte Mitarbeit eines Konsortiums von mehr als hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Ingenieurinnen und Ingenieuren aus elf europäischen Ländern, die unter der Leitung der Universität Bern und der ESA fünf Jahre lang am Bau von CHEOPS beteiligt waren.
«Wir denken, dass wir die Anforderungen erfüllen, um ultrapräzise Messungen zu liefern. Sonst würden wir nicht fliegen», sagte Christopher Broeg, Projektleiter für die CHEOPS-Mission von der Universität Bern, nach Abschluss der Konstruktionsarbeiten. Und die hohen Anforderungen wurden erfüllt.
In enger Zusammenarbeit mit der Universität Genf, wo sich das Science Operations Center von CHEOPS befindet, hat das Instrument bereits viele Daten gesammelt. Trotz der aussergewöhnlichen Umstände aufgrund der Covid-19-Pandemie konnte im September 2020 die erste wissenschaftliche Studie, die auf Daten von CHEOPS basiert, zu einem der extremsten Exoplaneten publiziert werden. «Und die nächsten Publikationen sind bereits in Vorbereitung», wie Willy Benz, Professor für Astrophysik an der Universität Bern und Leiter des CHEOPS-Konsortiums, berichtet.
Anfang Oktober 2020 musste das Weltraumteleskop CHEOPS wegen eines Weltraumtrümmerstücks ein Ausweichmanöver durchführen. «Im Falle einer Kollision hätte dies die Zerstörung des CHEOPSWeltraumteleskops bedeuten können», so Willy Benz.
Starke Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Industriepartnern
«Diese Mission sticht in der Schweizer Weltraumaktivität wirklich heraus», so Renato Krpoun, Leiter des Swiss Space Office, «und sie spiegelt die starke Zusammenarbeit mit den Industriepartnern wieder». Christian Leumann, Rektor der Universität Bern, betont, dass die CHEOPS-Mission «unsere Präsenz in der Weltraumforschung unterstreicht und der Schweiz internationale Sichtbarkeit verleiht.»
Yves Flückiger, Rektor der Universität Genf, ergänzt: «Ich bin mehr als zufrieden mit der engen Zusammenarbeit zwischen unseren Universitäten wie auch mit den Industriepartnern.»
Spannendes wissenschaftliches Jahr steht bevor
Die Mission biete eine hervorragende Gelegenheit für Wissenschaftler weltweit, erklärt Kate Isaak, wissenschaftliche Projektleiterin der ESA: «Mit zwanzig Prozent der Beobachtungszeit, die durch das von der ESA betriebene Gastbeobachterprogramm zur Verfügung stehen, können Wissenschaftlerinnen aus der ganzen Welt direkt von den einzigartigen Möglichkeiten von CHEOPS profitieren.» «Nach den jüngsten Beobachtungserfolgen zu urteilen, wird 2021 wissenschaftlich gesehen ein sehr spannendes Jahr für CHEOPS», so David Ehrenreich, Professor für Astronomie an der Universität Genf und Consortium Mission Scientist von CHEOPS, abschliessend.