Umweltauswirkungen von Marktöffnungen
Aufgrund des internationalen Handels verteilen sich die Umweltauswirkungen des Konsums weltweit entlang der Produktions- und Vermarktungskette.
Der grösste Teil der Umweltbelastung durch den Konsum in der Schweiz fällt im Ausland an. Deshalb ist es wichtig, die wesentlichen Einflussfaktoren und Wirkungsmechanismen der Umweltbelastungen im internationalen Handel frühzeitig zu identifizieren. In einer Pilotstudie hat das BAFU erstmals die Umweltauswirkungen einer Marktöffnung in der Landwirtschaft untersuchen lassen. Die angewandte Methodik hat sich aus Sicht des BAFU grundsätzlich für die Analyse der wesentlichen Einflussfaktoren und Wirkungsmechanismen der Umweltbelastungen einer Marktöffnung bewährt.
Natürliche Ressourcen liefern Rohstoffe und Energie für die wirtschaftliche Produktion, deren Abfälle in die Umwelt gelangen. Aufgrund des internationalen Handels verteilen sich die Umweltauswirkungen des Konsums von Gütern und Dienstleistungen geografisch entlang der Produktions- und Vermarktungskette. Gemäss Umweltbericht 2018 konnte von 1996 bis 2015 die Umweltbelastung der Schweiz pro Kopf zwar um 19 Prozent gesenkt werden, dies vor allem durch technische Fortschritte und den konsequenten Vollzug der Umweltgesetze im Inland. Über 70 % der durch den Schweizer Konsum verursachten Umweltbelastung fallen aber heute im Ausland an.
Die Schweiz ist über den internationalen Handel stark mit dem Rest der Welt verknüpft. Der Handel von Gütern und Dienstleistungen hat nicht per se negative Umweltwirkungen, sondern durchaus Potenzial, Ressourcen effizient und somit nachhaltig zu nutzen. Für einen aus Sicht Umwelt nachhaltigen Handel müssten in den Produktionsländern vergleichbare Umweltgesetze wie in der Schweiz bestehen und auch eingehalten werden.
Viele Umweltprobleme werden über internationale Abkommen geregelt und dann verbindlich in nationale Gesetze übergeführt. Wie auch in der Schweiz stellt in vielen Ländern der Vollzug der Gesetze ein Problem dar wegen fehlender Ressourcen z.B. für Messungen der Umweltbelastung oder auch wegen Interessenkonflikten gegenüber anderen Sektoralpolitiken.
Wie lässt sich die Umweltauswirkung einer Marktöffnung messen?
Die Umweltbelastung, die wir mit unserem Konsum im In- und Ausland verursachen, lässt sich durch «Umwelt-Fussabdrücke» veranschaulichen. Fussabdrücke lassen sich sowohl für die gesamte Belastung als auch für bestimmte Umweltprobleme berechnen – so zum Beispiel für den Treibhausgas- Ausstoss, den Biodiversitätsverlust durch Landnutzung oder die Stickstoffemissionen, welche zu einer Überdüngung von Lebensräumen wie Meere, Wälder, Biotope, etc. führen.
Als Grundlage für die Abschätzung der Umweltauswirkungen von Marktöffnungen müssen in einem ersten Schritt die Auswirkungen einer Marktöffnung auf die Produktion und auf die Importe ermittelt werden. Dabei wird nicht nur die Veränderung der Mengen (Produktion, Importe) berücksichtigt, sondern auch in welchen Ländern und nach welchen Produktionsmethoden produziert wird. Die möglichen Veränderungen der Umweltauswirkungen werden dann im Anschluss abgeschätzt. Hierbei können die folgenden drei Effekte ‒ mit abnehmender Wichtigkeit ‒ berücksichtigt werden; der Preiseffekt, der sich aus einer Veränderung der Inlandsverbrauchsmengen ergibt, z.B. wenn der Inlandverbrauch von Fleisch und die damit verbundene Umweltbelastung infolge tieferer Preise zunimmt, der Herkunftseffekt, der unterschiedliche Umweltintensitäten (Umweltbelastung der lokalen Produktion und Knappheit der Umweltgüter) der Produktion in verschiedenen Ländern wiedergibt. So benötigt z.B. amerikanischer Weizen durchschnittlich fast sieben Mal so viel Wasser wie Weizen aus der Schweiz. Zudem wird wegen der regionalen Wasserknappheit der Wasserverbrauch in den USA stärker gewichtet.der Transporteffekt, der Änderungen der Umweltauswirkungen infolge der veränderten Transportwege in den jeweiligen Szenarien wiedergibt, z.B. wenn Gemüse aus dem Ausland eingeflogen wird.