YB: Die Horror-Woche von Sandro Lauper
Das Wichtigste in Kürze
- Sandro Lauper sieht gegen Manchester City seine zweite Rote Karte seiner Karriere.
- Die erste bekam er letzten Samstag gegen Winti gezeigt...
- Raphael Wicky sagt nach dem City-Spiel, dass er zur Pause hätte reagieren sollen.
Er kommt, streckt die linke Handfläche entgegen, schüttelt den Kopf, und sagt «Sorry». Und dann ist er schon wieder weg. Als Sandro Lauper vom Garderobentrakt des Etihad Stadiums in Manchester Richtung Ausgang läuft, strecken sich ihm zahlreiche Mikrofone entgegen.
Nur zu gerne hätte man erfahren, was im Kopf des Mittelfeldspielers von YB vorgeht. Wie er seinen Auftritt gegen Manchester City beurteilt. Ein Auftritt, der für ihn nach 53 Minuten und der zweiten Gelben Karte frühzeitig zu Ende ging.
Doch Lauper will nicht reden. Und die Young Boys wollen wahrscheinlich auch nicht, dass der 27-Jährige redet. Denn als Lauper die Medienzone passiert, tut er dies als Einziger mit dem Medienchef dicht an seiner Seite.
Dabei ist es schon eine spezielle Geschichte, in die der Stratege Einblick hätte gewähren können: Laut dem Fachportal «Transfermarkt.ch» bestritt der Konolfinger am Dienstag in Manchester seine 254. Partie in zehneinhalb Jahren.
Bei anderen mit seinem Talent wären es wahrscheinlich deutlich mehr. Doch Lauper wurde in seiner Karriere immer wieder von Verletzungen heimgesucht. Mehrmals kämpfte er sich von Kreuzbandrissen zurück und etablierte sich als verlässlicher, umsichtiger Organisator im Mittelfeld. Auch Raphael Wicky, Trainer von YB, schätzt die Qualitäten Laupers.
Erster Platzverweis bei YB, erster Platzverweis in Laupers Karriere!
Doch das Bemerkenswerte an diesem kühlen Dienstagabend in Manchester ist für einmal nicht der Durchhaltewille oder die Resilienz Laupers. Sondern eine kurios anmutende Statistik, die zeigt, dass der Mittelfeldspieler gerade eine spezielle Phase in seiner Karriere durchlebt.
YB-Trainer Wicky lässt den Rot-gefährdeten Lauper gegen City weiterspielen – ein Fehler des Trainers?
In 252 Partien als Fussballer wurde Sandro Lauper nie des Feldes verwiesen! Dann kam die Partie in Winterthur am letzten Samstag (4:1). Als er nach einem groben Foulspiel nach einer Stunde die direkte Rote Karte erhielt. Und nun eben das Spiel in Manchester.
Er, wie seine Teamkollegen auch, ist mehrmals mit dem Tempo des amtierenden Champions-League-Siegers überfordert. Verschuldet den Penalty zum ersten Gegentreffer und zwei seiner Interventionen werden mit Gelb sanktioniert.
Raphael Wicky gibt Fehler zu: «Nicht zu reagieren, war falsch»
Coach Wicky gibt zu, dass er sich überlegt habe, den bereits verwarnten Lauper in der Pause auszuwechseln. Der Walliser entschied sich dagegen, denn schliesslich könne er nicht nach jeder Verwarnung einen Spieler gleich auswechseln.
«Aber leider war es in diesem Fall der falsche Entscheid, nicht zu reagieren.» Wicky ist bewusst, dass YB nicht aufgrund dieses Platzverweises verloren hat. Doch das Ungleichgewicht auf dem Feld wurde für zehn Berner nicht einfacher zu kaschieren.
Und die Young Boys beraubten sich damit endgültig der Chance, auswärts so mutig aufzutreten, wie vor zwei Wochen in Bern.
«Hier zu verlieren, ist keine Schande. Aber wir sind enttäuscht, dass wir nicht das rausgeholt haben, was unsere Fähigkeiten wären», sagt Wicky.
Und fügt an: «Wir müssen nicht mit gesenktem Kopf abreisen. Wir haben gegen die beste Mannschaft der Welt 0:3 verloren. Das passiert anderen Teams jedes Wochenende.»