Rhätische Bahn erreicht volle Barrierefreiheit vorerst nicht
Die Rhätische Bahn (RhB) erreicht die volle Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehr, die laut Gesetz Ende dieses Jahrs erreicht sein sollte, noch nicht.
Die Rhätische Bahn (RhB) hat die vollständige Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehr, die laut Gesetz bis Ende dieses Jahres erreicht sein sollte, noch nicht umgesetzt.
48 von insgesamt 104 Bahnhöfen im Gebiet der RhB wurden gemäss dem Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) umgebaut.
Bei weiteren 18 Bahnhöfen sind Überbrückungsmassnahmen bis zu einem Umbau geplant. Für 38 Bahnhöfe ist kein Umbau vorgesehen, weil ein solcher laut einer Mitteilung der RhB am Donnerstag nicht verhältnismässig sei.
Dort gäbe es Ersatzmassnahmen. Diese Überbrückungs- und Ersatzmassnahmen bestehen aus personeller Beihilfe, einer betrieblichen Lösung (bsp. Rampe) oder einem Shuttledienst.
Für Reisende mit eingeschränkter Mobilität bedeutet dies, dass sie sich bei nicht barrierefreien Bahnhöfen im Voraus anmelden müssen, um Hilfe beim Ein- und Ausstieg zu erhalten.
Onlinefahrplan soll weiterhelfen
Via Onlinefahrplan soll bei sämtlichen Bahnhöfen ersichtlich sein, ob sie komplett autonom benutzbar sind oder wie die Hilfestellungen beziehungsweise die Ersatz- oder Überbrückungsmassnahmen aussehen.
Für den Rückstand bei der Umsetzung des Gesetzes gäbe es zwei Gründe, so die RhB: Viele Stationen liegen in Kurven oder starkem Gefälle. Ein Umbau sei hier nicht nur erschwert, sondern auch massiv teurer.
Die Infrastruktur wird geändert
Ausserdem müsse die RhB die Infrastruktur stetig modernisieren und erneuern. Deshalb werden am Schienennetz viele Arbeiten durchgeführt. Um den Bahnbetrieb zu gewährleisten, könne die Anzahl Baustellen aber nicht beliebig erhöht werden.
Schweizweit sind erst 60 Prozent der Bahnhöfe barrierefrei nutzbar. Die Verantwortlichen hatten zwanzig Jahre Zeit für einen Umbau.
Am 1. Januar 2004 trat das BehiG in Kraft. Dass es mit der Umsetzung nicht vollständig klappte, führen der Verband öffentlicher Verkehr und die Gemeinwesen auf hohe Kosten für bauliche Anpassungen zurück, wie es in einer Mitteilung vergangenen Freitag hiess.
Für den Dachverband der Behindertenorganisationen Inclusion Handicap sei dies ein «Affront gegenüber Menschen mit Behinderungen», hiess es auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA letzte Woche.
Dass nach 20 Jahren über 500 Bahnhöfe und zwei Drittel der Tram- und Bushaltestellen immer noch nicht behindertengerecht umgebaut wurden, spürten die Betroffenen jeden Tag und seien entsprechend frustriert.