Scriptum in Dietikon: «Die Situation macht uns nach wie vor Sorgen»
Die Wohn-Buchhandlung Scriptum in Dietikon widerstand dem Lädelisterben und der Coronakrise. Trotzdem ist die Situation angespannt.
Seit Jahren ist das Lädelisterben auf dem Land und in der Stadt ein Thema. Das Verschwinden von kleinen Betrieben ist der Digitalisierung, den Grossverteilern, aber auch dem Einkauf im Ausland geschuldet.
Die Covid-19-Pandemie wird für viele weitere Geschäfte das Aus sein.
Trotz aller Widerstände betreibt Corinne Frischknecht in Dietikon seit Jahren eine erfolgreiche Buchhandlung – eine der letzten im Limmattal. Doch auch das «Scriptum» ist noch lange nicht aus dem Schneider, wie Corinne Frischknecht im Interview mit Nau.ch erklärt.
Nau.ch: Wie ist Ihr Geschäft aufgestellt, jetzt wo der Lockdown vorbei ist?
Corinne Frischknecht: Die Stadt hat uns für die Zeit des Lockdowns einen Mietzinserlass gewährt. Das hat sehr geholfen.
Wir haben zudem davon profitiert, dass die Limmattaler Bibliotheken, die wichtige Kunden sind, früh wieder öffnen durften. Sie haben weiterhin Bestellungen bei uns getätigt.
Wir haben zudem in den letzten Jahren treue Stammkunden gewonnen. Diese und einige neue Kunden haben uns mit Bestellungen beglückt.
Wir sind zudem die Schulbuch-Lieferanten für die Dietiker Schulen. Auch über diese Bestellungen waren wir froh.
Unsere Teamgrösse ist trotz Wachstums immer noch bescheiden und wir haben keine Lohnkostenblase.
Dank all dieser Faktoren sind wir im Moment gut aufgestellt.
Dennoch macht uns die momentane Situation Sorgen. Wir sind gespannt, wie sich die kommenden Monate entwickeln werden.
Nau.ch: Hat sich die Pandemie generell auf die Kauf- und Leselust der Leute ausgewirkt?
Corinne Frischknecht: Ein Vorteil der Pandemie könnte im Moment für uns sein, dass viele Leute lieber in einem kleinen Geschäft einkaufen.
Viele unserer Kunden wissen, dass bei uns selten ein Andrang besteht.
Die Leselust hat sich, unserer Meinung nach, nicht gross verändert. Personen, die auch schon vor der Pandemie gelesen haben, lesen vielleicht wieder etwas mehr.
Doch ich denke nicht, dass viele Leute dank der Pandemie zum Lesen gefunden haben.
Nau.ch: Viele kleine Läden konkurrieren mit Onlineshops. Experten raten darum, das Einkaufen zum Erlebniss zu machen. Wie hat sich diese Strategie bei Ihnen ergeben?
Corinne Frischknecht: Zu Beginn waren wir sehr klein. Wir wollten uns vergrössern, aber nicht austauschbar sei.
Wer nur auf Bücher setzt, ist austauschbar. Deshalb kam uns schon bald die Idee mit einer Wohnbuchhandlung.
Wir haben dann eine Wohnbuchhandlung in Deutschland besucht und das Konzept noch ausgebaut.
Natürlich hatten wir auch unheimliches Glück, die passenden Räumlichkeiten von der Stadt Dietikon mieten zu können.
Nau.ch: Welche anderen Faktoren verhelfen dem Scriptum zu Kundschaft?
Corinne Frischknecht: Es ist eine einzigartige Verbindung von Buch, Einrichtung und Geschenken, die wir anbieten. Aber auch die überschaubare Grösse unserer Buchhandlung spricht die Kundschaft an.
Wir nehmen uns viel Zeit für den einzelnen Kunden, sind aber nicht aufdringlich. Ich glaube, die Kunden spüren, dass wir unsere Wohnbuchhandlung lieben.
Zusätzlich haben wir viel Erfolg mit unseren Lesungen. Auch unser Angebot «Einschliessen & Geniessen» wird rege gebucht.
Nau.ch: Welche Geschäfte finden Sie persönlich wichtig für eine lebendige Innenstadt?
Corinne Frischknecht: Für mich macht der Mix eine lebendige Innenstadt aus. Ich finde es super, wenn eine Stadt nicht nur über Mainstream Shops verfügt, sondern Raum für Aussergewöhnliches hat.
In dieser Hinsicht ist Dietikon auf einem guten Weg. Wir haben bereits heute sehr viele einzigartige Shops.
Die Buchhandlung Scriptum befindet sich an der Bremgartnerstrasse 23 in Dietikon. Sie ist Dienstag bis Freitag und am Samstagvormittag geöffnet.